So kommt Kika/Leiner auf Vordermann
Neuer Chef aus Norddeutschland will der „Servicewüste in Österreich trotzen“. Das Profil beider Marken soll geschärft werden. Und Inszenierung soll eine entscheidende Rolle spielen.
WIEN. Reinhold Gütebier, der neue Chef der Möbelketten Kika und Leiner, versteht sich als „Mann der Front“mit Leidenschaft für den Möbelhandel. Mit einem neuen Team, mehr Inszenierung und einem „gewaltigen Schulungsprogramm“will er die zuletzt ins Schlingern geratenen Möbelhäuser wieder in ruhigeres Fahrwasser führen. Denn „der Krieg wird auf der Fläche entschieden“, sagt der 66-Jährige bei seinem ersten Auftritt vor der Presse am Dienstag.
Eigentlich wäre nach 22 Jahren als Gesamtvertriebsleiter beim deutschen Möbelhaus Segmüller der Ruhestand angestanden, erzählt Gütebier. Aber dann habe ihn Investor René Benko „in den Bann gezogen“und ihn überzeugt, sich dieser „Herkulesaufgabe“zu stellen. Das Ziel ist ehrgeizig: In drei Jahren sollen Kika und Leiner wieder Gewinne schreiben. Dazu will er die beiden Marken stärker voneinander abgrenzen, Kika soll stärker im günstigeren Bereich sein, Leiner im gehobenen Bereich große Marken anbieten.
Gütebier strebt den Aufstieg in die „Champions League“an, mehr noch, „wir wollen ins Finale“. Zunächst einmal will er auf einer Rundreise durch die Filialen den konkreten Handlungsbedarf erheben. Für die Neuausrichtung werde es Geld von Benkos Signa-Gruppe geben, offen sei noch, wie viel. Benko hatte Kika/Leiner im Sommer von dem in einen Bilanzskandal verstrickten deutsch-südafrikanischen Steinhoff-Konzern übernommen.
Der angekündigte Mitarbeiterabbau bei Kika/Leiner soll mit 712 Vollzeitstellen – angedacht waren bis zu 1100 – geringer ausfallen als angekündigt. Überhaupt streut Gütebier seinen Beschäftigten – ab Anfang 2019 sollen es rund 4500 in Österreich in dann 42 Filialen sein – Rosen: „Ich habe selten Mitarbeiter erlebt, die so hinter ihrem Unternehmen stehen, das ist einzigartig.“
Zuvor seien schwere Fehler gemacht worden, vor allem im Marketing, stellt der Möbelmanager aus Norddeutschland fest. „Es fehlt an Pfiff, Charme und Inszenierung.“Dass er sich wie wenige andere auf den letztgenannten Punkt versteht, stellt Gütebier reichlich unter Beweis. Auch mit präsentationstechnischen Details. Generell könnten Möbel und Einrichtung besser inszeniert werden, auch durch scheinbare Kleinigkeiten wie aufgeschlagene Bettdecken oder ansprechend gestaltete Nachttische mit Leuchten und einer Flasche Sekt. Prospekte seien knapp vor dem Wochenende zuzustellen, denn „Möbelkauf ist Familiensache“.
Mit seinem neuen Team will der neue Kika/Leiner-Chef Marktanteile zurückgewinnen. „Es muss immer Ziel sein, Marktführer zu werden.“Zwischen ihn, Finanzvorstand Darius Kauthe und Einkaufschef Oliver Müther passe kein Blatt.
Eine Rabattschlacht strebe er nicht an, versichert Gütebier. Im gleichen Atemzug fügt er aber hinzu, man werde dem Mitbewerb „mit Waffengleichheit“und „auf Augenhöhe“gegenübertreten. Und man könne „nicht gegen den Amazonas schwimmen“– auch wenn man das gern tun würde.
„Trotzen der Servicewüste in Österreich.“Reinhold Gütebier, Kika/Leiner-Chef