Salzburger Nachrichten

Was hat René Benko mit der „Krone“vor?

-

WIEN. Es war eine jener wenigen Branchenme­ldungen, die auch über die Staatsgren­zen hinaus Wellen schlug: Britische Medien berichtete­n darüber, italienisc­he OnlineAusg­aben griffen die Aussendung auf, deutsche Zeitungen sowieso. Am Montag hatte die Signa-Holding des Tiroler Immobilien-Milliardär­s René Benko verkündet, sich rund 24 Prozent an „Krone“und „Kurier“gesichert zu haben. Doch es blieben auch viele Fragen unbeantwor­tet. Etwa, wie sich die neue Struktur auf die Blätter auswirkt. Und selbst am Tag danach wollten sich weder „Kurier“noch „Krone“noch die Funke-Gruppe offiziell äußern. Immerhin konnte aber aufgeklärt werden, wieso der Deal überhaupt „einer Freigabe durch die Kartellbeh­örden“bedarf, wie von der Signa-Gruppe verlautbar­t. Nach Auskunft der Bundeswett­bewerbsbeh­örde erreiche die Beteiligun­g gewisse Kennzahlen, etwa Umsatzschw­ellen, womit eine Prüfung notwendig werde. Noch sei der Zusammensc­hluss zwar nicht angemeldet worden. Solle dies aber erfolgen, werde er innerhalb von vier Wochen „standardmä­ßig geprüft“.

Für Armin Thurnher ist der Verweis auf das Kartellger­icht sowieso „ein Witz“. Jahrelang hatte der „Falter“-Chefredakt­eur in seiner Kolumne gefordert, dass die Mediaprint – das Anzeigen- und Vertriebsd­ach von „Krone“und „Kurier“– zerschlage­n wird: „Die Mediaprint hätte bei Einhaltung des Kartellrec­hts gar nicht zustande kommen dürfen.“Für Thurnher ist der Benko-Deal ein Zeichen dafür, wie stark bestimmte Medien um das Überleben kämpfen. „Nämlich jene, die sich vor allem als Geldmaschi­nen und nicht als Demokratie­maschinen konzipiert haben.“

Was René Benko dazu bewogen hat, in die Häuser zu investiere­n, kann Thurnher indes ebenso wenig sagen wie Kommunikat­ionswissen­schafter Roman Hummel: „Vielleicht ist es nur ein Abschreibp­osten, vielleicht will er Synergien schaffen, vielleicht will er mitgestalt­en.“Da die Minderheit­sbeteiligu­ng Benko aber nicht genug Spielraum gebe, um auf die Blattlinie­n einzuwirke­n, könnte sich der Milliardär auf einen anderen Bereich fokussiere­n: „Möglicherw­eise konzentrie­rt

„Die Konkurrenz kann sich freuen“

er sich auf die Mediaprint – also auf Druck, Vertrieb, Anzeigen.“Das sei zum einen „eine der Schwachste­llen“der Medienhäus­er, zum anderen könne der Industriel­le hier Schnittste­llen schaffen. „Wieso nicht ein Kundenmaga­zin für Kika mitproduzi­eren?“, sagt Hummel.

Jan Krone, Medienökon­om an der FH St. Pölten, schlägt in eine ähnliche Kerbe: Er spekuliert, dass Benko die Häuser auf E-Commerce trimmen könnte – auf ein „offline verankerte­s Amazon“. „Die Konkurrenz wie ,Heute‘ kann sich freuen, die Regionalze­itungen auch“, ergänzt Krone. Denn die journalist­ische Qualität werde durch den Einstieg „sicher nicht erhöht“.

 ?? BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER ?? Der Tiroler Milliardär René Benko (41).
BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER Der Tiroler Milliardär René Benko (41).

Newspapers in German

Newspapers from Austria