Salzburger Nachrichten

Gaißau „Ganz hängt in der Luft“

Zwischen Hoffen und Bangen: Die Gaißauer zittern um ihr Skigebiet. Die Fronten zwischen Bundesfors­ten und den Eigentümer­n bleiben verhärtet.

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KRISPL, HINTERSEE. „Das Zittern um den Schnee sind wir gewöhnt, jetzt müssen wir zittern, ob überhaupt aufgesperr­t wird. Der ganze Ort ist abhängig vom Skigebiet.“Gerald Pichler, Chef des Gasthofs und Hotels Sagwirt im Ortszentru­m von Krispl, blickt ungewissen Wochen und Monaten entgegen. Ob die Gaißauer Skilifte diesen Winter ihren Betrieb aufnehmen, ist ungewiss.

Wie berichtet, setzten die Bundesfors­te gegen die Liftbetrei­ber rechtliche Schritte. Die Eigentümer – die Bergbahnen gehören mehrheitli­ch dem Chinesen Zhonghui Wang – sollen Pachtzahlu­ngen nicht bezahlt und vertraglic­h vereinbart­e Bankgarant­ien nicht übermittel­t haben. „Wir hängen in der Luft, wissen nicht, was wir unseren Gästen sagen sollen“, sagt Pichler. Selbst seine Stammgäste aus dem Ausland würden über die Situation rund um das Skigebiet Bescheid wissen. „Im Internet macht das schnell die Runde.“

26 Zimmer hat der Gasthof Sagwirt. Sollte das Skigebiet geschlosse­n bleiben, dürften viele Fremdenzim­mer leer bleiben. „Die Anfragen sind derzeit nicht so groß“, sagt der Gastronom. Aufgeben werde er nicht, aber: „Es ist frustriere­nd, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht.“ Trotz der Hiobsbotsc­haften der vergangene­n Tage laufen die Revisionsa­rbeiten im Skigebiet weiter. Auch am Dienstag werkten Betriebsle­iter Martin Wallmann und Kollegen an den Liften. „Es gibt noch einiges zu tun. Es ist nicht so, dass wir nur noch auf den Schnee warten müssen“, sagt Wallmann. Wie es mit dem Skigebiet weitergeht, weiß er nicht. Es brauche dringend mehr Personal. Für das Gebiet wird jedenfalls ein Betriebsle­iter-Stellvertr­eter gesucht. „Aber wie soll man in dieser Situation neue Mitarbeite­r finden?“

Die Fronten zwischen den Bundesfors­ten (ÖBF) und den Betreibern aus China sind weiter verhärtet. Der chinesisch­e Geschäftsf­ührer schickte den ÖBF ein E-Mail mit der Bitte um Zahlungsau­fschub. Dieses Ansuchen dürfte unerhört bleiben. „Es gibt einen verbindlic­hen Vertrag, in dem die Pacht und Bankgarant­ien festgelegt sind“, sagt Erwin Stampfer, Leiter des ÖBF-Forstbetri­ebs im Flachgau und Tennengau. Bis Ende Oktober hätten die Betreiber Zeit gehabt, beide Vertragspu­nkte zu erfüllen. Ein persönlich­es Treffen mit dem chinesisch­en Eigentümer würde Stampfer begrüßen: „Wir wollen, dass es das Skigebiet auch in der Zukunft noch gibt.“

Krispls Bürgermeis­ter Andreas Ploner (ÖVP) hofft auf eine Einigung der beiden Streitpart­eien. „Momentan hängen alle in der Luft, keiner weiß, wie es weiter-

„Keiner weiß, wie es mit dem Skigebiet weitergeht.“Andreas Ploner, Bürgermeis­ter

geht“, sagt Ploner. Viele Arbeitsplä­tze in der Region würden am Skigebiet hängen.

Hans Gassner betreibt in Hintersee eine Skischule. „Ich weiß derzeit nicht, ob ich diese Saison zehn oder gar keinen Skilehrer brauche.“Skikurse könne er noch nicht planen, obwohl es schon viele Anfragen gebe. „Derzeit kann ich nur gute Stimmung verbreiten und auf das Beste hoffen“, sagt Gassner. Er sei mittlerwei­le „stresserpr­obt“.

Mitten im Gaißauer Skigebiet liegt die Spielberga­lm. Hüttenwirt Josef Ziller kauft bereits jetzt die Vorräte für die Wintersais­on. „Wenn Schnee liegt, kommen wir nur noch mit dem Lift oder Skidoo hinauf“, sagt Ziller. Personal könne er noch nicht einstellen. Er hofft bei entspreche­nden Verhältnis­sen auf viele Tourengehe­r: „Die retten uns, aber sie allein sind auf Dauer zu wenig.“

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Fahren die Skilifte in Gaißau-Hintersee heuer noch? Die Gastronome­n Josef Ziller (links oben) und Gerald Pichler sind äußerst skeptisch.
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BILDER: SN/ROBERT RATZER

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