Unsere Stimme soll alles steuern
Es gibt immer mehr Anwendungsszenarien, bei denen Sprachsteuerung zum Einsatz kommt. Sogar Börsenhandel ist mittlerweile möglich. Und Alexa, die bekannteste Sprachassistentin, gibt es nun für den PC. Was hinter dem Trend steckt.
Sich beim Abwasch Börsenkurse vorlesen lassen. Oder beim Bügeln mal schnell ein Aktienpaket verkaufen – ohne dafür das Bügeleisen aus der Hand zu geben. So stellt sich SprinkleBit die Zukunft des Börsenhandels vor. Auf einer Entwicklerkonferenz in San Francisco stellte das US-Unternehmen seine App vor, die stark über Bixby gelenkt werden soll – jenen Sprachassistenten, der von Samsung für hauseigene Geräte, Smartphones etc. angeboten wird.
Das SprinkleBit-Anwendungsszenario ist nur eines von vielen, die in den vergangenen Wochen in Verbindung mit Sprachsoftware vorgestellt wurden. „Sprachsteuerung gehört die Zukunft. Und wird die klassische Benutzeroberfläche ablösen“, sagte bereits Anfang 2017 Shawn DuBravac, Analyst bei der US-amerikanischen Consumer Technology Association.
Fünf IT-Giganten befeuern den Markt mit eigener Sprachsoftware: neben Samsung mit Bixby noch Amazon mit Alexa, Apple mit Siri, Microsoft mit Cortana und Google mit dem Google Assistant. Das Ziel ist meist dasselbe. Und zwar, die eigene Sprachsoftware auf so vielen Geräten wie möglich unterzukriegen – vom Smartphone über den vernetzten Kühlschrank bis hin zu sprachgesteuerten Lautsprechern. Für die „Smart Speaker“ist Amazons Echo das prominenteste Beispiel. Laut US-Analysten werden bis Jahresende rund 100 Millionen vernetzte Lautsprecher weltweit im Einsatz sein. Davon werde der größte Teil auf Amazon Echo fallen.
Doch zumindest einige der Konkurrenten gehen immer stärker aufeinander zu. Alexa und Microsofts Cortana können mittlerweile sogar miteinander sprechen: Testnutzer können etwa Alexa den Befehl geben, Cortana zu rufen und so Funktionen auf Windows-PCs zu steuern – wie Termine im Outlook-Kalender einzutragen. „Ende des Jahres“soll der Service für alle Nutzer verfügbar sein. Zudem verkündete Amazon vor Kurzem, dass Alexa nun auch als eigene App auf Windows10-Geräten verfügbar ist. Doch lässt man sich dadurch nicht von der Konkurrenz im eigenen System auffressen? Nein, sagt Microsoft auf Anfrage: „Alles, was für die gemeinsamen Kunden Sinn macht, kann Teil einer Kooperation sein.“
Auch Eui-Suk Chung, bei Samsung für künstliche Intelligenz zuständig, bestätigte den SN und weiteren Medienvertretern, dass man für Kooperationen offen sei. Das Ziel sei aber schon, die eigene Sprachsoftware Bixby „als führend zu etablieren“. Dabei setze Samsung auf sein Ökosystem aus Millionen Geräten: Künftig könne man etwa dem Smartphone befehlen, die Wetterprognose auf dem Fernseher anzuzeigen. Zudem verkündete der Konzern dieser Tage, dass Bixby ab Dezember Deutsch verstehen werde. Sprachsteuerung sei schlicht bequemer, ergänzt Chung. „Wieso soll ich einen Wecker auf dem Smartphone stellen und 20 Sekunden dafür brauchen, wenn ich es per Sprache in zwei Sekunden kann.“
Und was ist mit den negativen Folgen? Etwa der Datensammelwut der Sprachassistenten? Die IT-Riesen wischen die Bedenken zumeist weg. Die Wiener Polizei sieht das kritischer. Und lädt heute, Donnerstag, zu einer Pressekonferenz, bei der über die Gefahren aufgeklärt werden soll. Die SN berichten.
„Wir wollen auf dem Gebiet führend sein.“Eui-Suk Chung, Samsung