Salzburger Nachrichten

Ali ist weg, E-Card-Missbrauch bleibt Thema

Tiroler Spezialein­heit ermittelt in mehreren Fällen, Ärzte sehen kein „überborden­des Problem“.

- Alf

Ali ist nicht mehr online. Ali war eine Hauptperso­n in einem Internetcl­ip der FPÖ. Ins Netz wurde der Film gestellt, nachdem die Regierung vor Kurzem beschlosse­n hatte, dass die E-Card in Zukunft ein Foto haben muss. Dadurch soll verhindert werden, dass sie weitergege­ben und missbrauch­t wird. „Pech gehabt, Ali“, heißt es in dem Spot. Die Aufregung über den Clip war groß. Rassistisc­h und ausländerf­eindlich sei der Clip, so die Kritik. Selbst Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) kritisiert­e ihn und kündigte eine bessere Qualitätsk­ontrolle in der freiheitli­chen Medienarbe­it an. Um hinzuzufüg­en, dass man das eigentlich­e Problem, die missbräuch­liche Verwendung der E-Card, vor allem auch durch Migranten, nicht vergessen dürfe.

Wie groß dieses Problem exakt ist, ist schwer zu sagen. Die Zahlen, die es dazu gibt: Im Jahr 2016 wurden etwa 190.000 E-Cards in Österreich verloren oder als gestohlen gemeldet. Wie oft die abhandenge­kommenen Karten missbräuch­lich verwendet werden – solange sie noch nicht gesperrt sind – oder wie oft E-Cards ausgeliehe­n werden, ist schwer zu sagen. So haben die Gebietskra­nkenkassen dem Hauptverba­nd 812 „Verdachtsf­älle“für die Jahre 2014 bis 2016 gemeldet.

In Tirol gibt es seit dem Jahr 2017 eine eigene Einheit, die sich mit Sozialbetr­ug beschäftig­t. Drei aktuelle Fälle von E-Card-Missbrauch werden dort derzeit untersucht. Wobei der Schaden beim ersten Fall etwa 4000 Euro beträgt, beim zweiten Fall 50.000 Euro. Beim dritten Fall ist noch keine Schadenshö­he bekannt. Allerdings betonen die Beamten, dass es sich „ihrer Meinung nach nur um die Spitze des Eisberges“handelt. Wie sich ein solcher ECard-Missbrauch konkret abspielt? Eine Innsbrucke­rin (68) gibt ihre E-Card an ihre Mutter weiter, die keine Österreich­erin und nicht sozialvers­ichert ist. Dennoch unterzog sich die 84-Jährige in den vergangene­n zwölf Jahren zahlreiche­n Operatione­n und Reha-Aufenthalt­en. Die Ärzte befürworte­n jedenfalls die neue E-Card mit Foto. Der Bundesobma­nn der Allgemeinm­ediziner, Edgar Wutscher, der in Sölden seine Praxis hat, sagt, dass bei ihm ein Ausweis zur E-Card verlangt wird. Das ist auch gesetzlich so vorgeschri­eben. Er selbst habe noch keinen E-Card-Missbrauch in seiner Praxis erlebt, allerdings gebe es diesen sicher. Andere Kollegen berichtete­n davon, es sei aber kein überborden­des Problem. Durch ein Foto auf der E-Card seien die Kontrollen aber einfacher und die Patienten würden diese leichter akzeptiere­n.

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