Spitzensport-Institut im Fördersumpf
Das Sportministerium war über Jahrzehnte eine SPÖ-Domäne. Vizekanzler und FPÖ-Chef Strache lässt nun systematisch prüfen, wie die Fördergelder des Bundes verwendet wurden. Im wichtigsten Institut für Spitzensport ist nun Feuer am Dach.
WIEN. Bei der Sportförderung wird aufgeräumt: Vom Tischtennisverband verlangt der Staat wegen gravierender Mängel bereits 320.000 Euro zurück. Jetzt gab es auch im wichtigsten Institut zur Betreuung von heimischen Spitzensportlern einen Paukenschlag. Der als AntiDoping-Experte bekannte Sportwissenschafter Hans Holdhaus (73) und sein gleichnamiger Sohn wurden vom eigenen Vereinspräsidium zuerst beurlaubt und nun sogar fristlos entlassen, wie das Sportministerium bestätigte. Es besteht der Verdacht, dass Fördergeld zweckwidrig verwendet wurde. In welcher Höhe, oder sonstige Details, das wurde noch nicht preisgegeben.
Das Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung (IMSB) wurde 1982 von Holdhaus senior gegründet und vom Bund als alleiniger Fördergeber größtenteils finanziert – pro Jahr waren es zuletzt 1,4 Mill. Euro. Das Institut hat seinen Sitz im Bundessportzentrum Südstadt in Maria Enzersdorf südlich von Wien und ist als Verein organisiert, der Gründer war bis zuletzt Geschäftsführer. Das IMSB hat seit 1999 aber auch eine Firma, die IMSB Consult GmbH wurde bisher von Holdhaus jun. geleitet und bietet Unterstützung für Hobbysportler an. Das beim Verein angestellte Personal soll teilweise auch für die GmbH gearbeitet haben, so lautet einer der Vorwürfe, die durch eine vom Sportministerium angeordnete Überprüfung aufgetaucht sind. Dazu ließ sich Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) auch von der Finanzprokuratur beraten. Das IMSB-Präsidium beauftragte im Oktober externe Fachleute, die nun einen ersten Bericht ablieferten – die Entlassungen waren die Folge. Bei Holdhaus junior wird kritisiert, dass er als Geschäftsführer der GmbH einen Vertrag für drei Jahre mit insgesamt 500.000 Euro Gehalt bekommen hat. 2016 wurden für eine Kapitalerhöhung bei der GmbH 300.000 Euro vom Verein abgezogen.
Der Insolvenzrechtsexperte Michael Lentsch (Kanzlei Kosch & Partner) aus Wien ist Mitglied dieser Taskforce. Er sagt: „Wenn zwischen Verein und GmbH keine exakte Trennung erfolgt, besteht die Gefahr, dass die Fördergelder nicht punktgenau verwendet werden.“Es werde alles überprüft. Interimistischer Geschäftsführer des IMSB ist Wolfgang Gotschke, früher Chef des Bundessportförderungsfonds. Er betonte wie eine Sprecherin von Strache, das IMSB solle als Betreuungsinstitut für den Spitzensport auf jeden Fall erhalten werden.
Insider kritisieren seit Jahren die Monopolstellung des IMSB. Dieses werde völlig zu Unrecht gegenüber privaten Betreibern bevorzugt, Spitzensportler könnten ihre Untersuchungschecks nur beim IMSB und bei dort akkreditierten Untersuchungsstellen einreichen. Auch sämtliche Fördergelder flössen traditionell in die Südstadt.
„Das IMSB ist seit 30 Jahren im Prinzip eine Art Außenstelle des Sportministeriums“, erzählt ein Branchenkenner. Die Sportminister wurden durchwegs von der SPÖ gestellt – zuletzt Norbert Darabos, Gerald Klug und Hans Peter Doskozil. Sie sollen über Jahrzehnte ihre schützende Hand über das Institut gehalten haben. Holdhaus gilt als bestens vernetzt bei den Roten.