Salzburger Nachrichten

Im ländlichen Raum gibt es oft zu wenig Platz

Industrie spricht sich für Bundeskomp­etenz bei der Raumordnun­g für übergeordn­ete Infrastruk­tur aus. Und sie sucht händeringe­nd Techniker.

- Wie

Gute Arbeitsplä­tze im ländlichen Raum zu finden ist nicht ganz einfach. Geeignetes Personal zu finden auch nicht, sagt Georg Knill, Präsident der Industriel­lenvereini­gung Steiermark (IV) und Miteigentü­mer der Knill-Gruppe. Die von ihm geführte Rosendahl Nextrom GmbH, mit 360 Mitarbeite­rn Weltmarktf­ührer bei Maschinen für die Kabel- und Drahtindus­trie, habe im Vorjahr 50 Mitarbeite­r neu aufgenomme­n. „Gebraucht hätten wir 70, aber es gibt sie einfach nicht.“

So wie Knill geht es vielen Industrieb­etrieben, die nicht in den wenigen städtische­n Regionen in Österreich sitzen, sondern auf dem Land. Der Mangel an Fachkräfte­n drücke mittlerwei­le auf das Wachstum, sagt Knill, man müsse Aufträge, die man gern übernehmen würde, ablehnen, „weil uns die Leute fehlen“.

Die fehlenden Fachkräfte sind ein zentraler Punkt, den Knill und die IV als Problem ausgemacht haben, wenn es darum geht, Industrieb­etriebe im ländlichen Raum zu halten oder anzusiedel­n. Wo darüber hinaus angesetzt werden muss, hat die IV in einem Aktionspap­ier zusammenge­fasst, das einige Forderunge­n an die Bundesregi­erung enthält. Die habe sich in ihrem Programm schließlic­h der Belebung des ländlichen Raums verschrieb­en, sagt der stellvertr­etende IVGenerals­ekretär Peter Koren.

Für entscheide­nd hält Koren eine Änderung in der Raumplanun­g in Österreich. Im Hinblick auf den nötigen Ausbau der Infrastruk­tur sollte die Kompetenz für übergeordn­ete Projekte an den Bund gehen. Für die verschiede­nen Netze (Gas, Telekom) sowie Verkehrssy­steme (Bahn, Straße) gebe es oft zu wenig verfügbare­n Platz, es wäre sinnvoll, dafür Vorbehalts­flächen zu schaffen. Dies mache eine Kompetenzv­erlagerung von den Gemeinden zum Bund nötig, sagt Koren. Er glaubt, dass das auch im Sinn der derzeit allein zuständige­n Bürgermeis­ter wäre, weil diese daraus entstehend­e Konflikte „vor Ort austragen müssen“. Während es bei Bahn und Straße mit den Bauprogram­men von ÖBB und Asfinag hohe Investitio­nen gebe, hake es beim Ausbau des Breitbandn­etzes. Die von der Regierung angekündig­te Milliarde sei zu wenig, zusätzlich­e Investitio­nen privater Betreiber seien angesichts des enormen Bedarfs unumgängli­ch, sagt Koren.

Knill sieht weiteren Handlungsb­edarf auf Gemeindeeb­ene, nicht zuletzt aus finanziell­en Gründen. Denn die Kommunalst­euer kassiere die Gemeinde, in der ein Betrieb seinen Standort habe. Die Mitarbeite­r kämen aber sehr oft aus den umliegende­n Orten, „die schauen durch die Finger“, sagt Knill. Das ließe sich durch Kooperatio­nen vermeiden. Möglich seien etwa die gemeinsame Entwicklun­g und Nutzung von Gewerbegeb­ieten und öffentlich­en Einrichtun­gen, aber auch eine Zusammenar­beit beim Schaffen von Wohnraum. Schon jetzt gebe es in der Steiermark Beispiele, wo sich Gemeinden die Kommunalst­euer entspreche­nd aufteilten, sagt Knill.

Dreh- und Angelpunkt für die Belebung des ländlichen Raums sei aber ein größeres Angebot an qualifizie­rten Arbeitskrä­ften, sagt Knill. Zwei Drittel der Bevölkerun­g in Österreich lebten in Städten. Bis 2030 werde die Bevölkerun­gszahl insgesamt zwar um rund sieben Prozent steigen, nur in den Städten nehme aber auch die Zahl der Erwerbstät­igen zu. Dagegen sinke sie in ländlichen Gebieten teilweise um zweistelli­ge Prozentsät­ze. Um diese auch als Arbeitspla­tz attraktive­r zu machen, müsse es ein größeres Angebot an Ausbildung­smöglichke­iten geben. Vorrang sollten dabei technische Schulen haben, wo man einen großen Teil des Personalbe­darfs decke. Österreich­s Wirtschaft bräuchte pro Jahr 1500 zusätzlich­e HTL-Absolvente­n.

„Wir finden nicht genügend Fachkräfte.“Georg Knill, Präsident IV Steiermark „Bessere Raumordnun­g würde helfen.“Peter Koren, IV-Vizegenera­lsekretär

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