Salzburger Nachrichten

Interview mit Innsbrucks grünem Bürgermeis­ter Georg Willi

-

„Es eilt“, sagt der Innsbrucke­r Bürgermeis­ter Georg Willi, wenn es darum geht, dass die Bundesgrün­en wieder auf die Beine kommen. Die Wahl des GrünPoliti­kers Willi im Frühjahr war für die Ökopartei im letzten Jahr der einzige Lichtblick – oder, wie sein Parteichef Kogler sagte: „Das größte Comeback seit Lazarus.“Mit Zuversicht, Augenzwink­ern und dem Fokus auf zwei, drei Themen ist laut Willi die Rückkehr der Grünen gut möglich. Er wäre auch einer Vereinigun­g mit der Liste Pilz nicht abgeneigt. SN: Wie wollen die Grünen im Bund wieder punkten? Georg Willi: Sieg und Niederlage liegen in der Politik sehr nah beieinande­r. Es ist erst wenige Jahre her, da waren die deutschen Grünen bei uns und haben sich angeschaut, warum wir das so gut machen. Wir hatten damals drei Zuschreibu­ngen für uns: Unerschroc­ken – also Haltung zeigen, auch wenn es viel Gegenwind gibt, zuversicht­lich und augenzwink­ernd. Da sind ein paar Dinge in der letzten Zeit in den Hintergrun­d getreten, das müssen wir wieder ändern. SN: Welche Dinge? Wir sollten den Leuten immer eine optimistis­che Sicht auf die Welt geben, auch wenn vieles im Argen liegt. Die Menschen wollen einen Hoffnungss­chimmer. Probleme sind lösbar, wenn der Wille dazu da ist. Aber das darf nie mit erhobenem Zeigefinge­r daherkomme­n, wie das bei uns zu stark der Fall war. Du fährst Porsche, isst jeden Tag Fleisch, wählst die FPÖ? Dann müssen wir sagen, dass wir ein cooles Angebot haben und warum es entspannen­d ist und fit hält, einmal mit den Öffis zu fahren. Die Leute wollen mit guten Bildern und Geschichte­n verstehen, wofür wir Grüne stehen. Wir dürfen andere nicht runtermach­en. Wir haben immer noch Leute, die glauben, sie können gewinnen, wenn sie wen in ein bestimmtes Eck stellen.

Da braucht es auch das Augenzwink­ernde, ein bisschen Humor, was uns auch verloren gegangen ist. Das hilft gerade in harten Konfrontat­ionen, um Sympathien zu gewinnen. SN: Wer verkörpert denn all das bei den Grünen? Wir haben einige solcher Leute, etwa in der Reihe der Landtagsab­geordneten und in den Städten, die gut in der Gesellscha­ft, in der Kultur, im Vereinsleb­en verankert sind. Es muss wer sein, der das alles schon kann. Ganz von vorn anfangen wird schwierig werden. Es eilt. SN: Wer fällt Ihnen da ein? Da greife ich dem Bundesvors­tand nicht vor. Das ist seine Aufgabe. SN: Stehen Sie zur Verfügung? Ich bin als Bürgermeis­ter von Innsbruck ausgelaste­t und werde nicht auf die Bundeseben­e wechseln. SN: Sollten die Grünen sich vor der nächsten Nationalra­tswahl mit Peter Pilz aussöhnen und mit vereinter Kraft antreten? Ich habe mich sehr geärgert, als Peter Pilz eine eigene Liste gegründet hat, denn ich war immer der Meinung: Wir brauchen jemanden wie

„Peter Pilz? Der Ärger ist verflogen.“Georg Willi, grüner Bürgermeis­ter

Peter Pilz, und ich habe immer sehr gut mit ihm können. Er hat bestimmte Fähigkeite­n, die die Grünen brauchen, kann aber in einer Gruppe sehr anstrengen­d sein. Doch der Ärger ist verflogen. Und es gibt große Überschnei­dungen zwischen den Grünen und der Liste Pilz. Daher sage ich: Wenn es eine Möglichkei­t gibt, dass das wieder zusammenge­ht, bin ich sehr offen dafür. Freilich unter dem Dach der Grünen. Ich hab das schon beim Streit Vereinigte Grüne und Grüne Alternativ­e erlebt: Beide allein waren zu schwach, um Schlagkraf­t zu kriegen, daher vereinte man sich. SN: Ob Pilz da dabei wäre? Immerhin schaffte er es in den Nationalra­t. Aber die Liste Pilz ist wie viele Namenslist­en eine Kopfgeburt – ohne Wurzeln und Strukturen in den Gemeinden. Daher ist seine Liste im Grunde viel schwächer als wir Grüne. Und: Peter Pilz ist wahnsinnig gern Abgeordnet­er und wird daher alles tun, damit das so bleibt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria