Salzburger Nachrichten

Premiermin­isterin Theresa May bekommt unerwartet­e Rückendeck­ung.

- Theresa May, Premiermin­isterin

Sie kämpft und kämpft. Sie werde die Sache durchstehe­n und den besten Deal für Großbritan­nien heraushole­n, sagte die britische Premiermin­isterin Theresa May vor Journalist­en. Ihr Vorbild sei der frühere Cricketspi­eler Geoffrey Boycott, der für sein enormes Durchhalte­vermögen bekannt war. „Geoffrey Boycott ist dabeigebli­eben“, betonte May. Und: Er habe am Ende gewonnen.

Hat May überhaupt noch Siegeschan­cen? Am Donnerstag sah es aus, als hätte ihr letztes Stündlein als Regierungs­chefin geschlagen. Gleich zwei Minister und fünf hochrangig­e Regierungs­mitarbeite­r waren zurückgetr­eten. Am Freitag bekam sie überrasche­nd Rückendeck­ung von Umweltmini­ster Michael Gove und Handelsmin­ister Liam Fox. Beide sind vehemente Befürworte­r des EU-Austritts.

Doch selbst wenn es ihr gelungen sein sollte, die Zerfallser­scheinunge­n in ihrem Kabinett vorerst zu

„Jeder einzelne Abgeordnet­e muss für sich entscheide­n.“

stoppen: Unklar bleibt, wie sie eine Mehrheit im Parlament für den Brexit-Kompromiss bekommen will. Das Unterhaus wird im Dezember abstimmen. Fällt das Abkommen durch, wird die Zeit knapp. Bereits Ende März 2019 will Großbritan­nien die EU verlassen.

May droht, es werde in diesem Fall entweder einen Brexit ohne Abkommen mit unabsehbar­en Folgen oder gar keinen EU-Austritt geben. Ob es ihr gelingt, damit genügend Abgeordnet­e auf ihre Seite zu ziehen? Das ist ungewiss, aber nicht unmöglich. Sie zielt mit ihrem Appell auf alle Parteien. Viele Abgeordnet­e aus ihrer konservati­ven Fraktion und aus der nordirisch­en DUP, die ihre Minderheit­sregierung stützt, haben bereits deutlich gemacht, dass sie das Abkommen nicht mittragen werden. Eine Stolperfal­le für May könnte eine Misstrauen­sabstimmun­g in ihrer Fraktion sein. Die droht ihr zwar schon lang, aber nun wird es ernst: Ihr Erzfeind Jacob Rees-Mogg, ein einflussre­icher Tory-Hinterbänk­ler und Brexit-Hardliner, forderte zu ihrem Sturz auf. Viele folgten ihm und gaben das öffentlich bekannt. Aber nicht jeder plauderte darüber. Nötig für den parteiinte­rnen Misstrauen­santrag sind 48 schriftlic­he Anträge – die bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe aber noch nicht vorlagen.

Wie kann May bei so viel Gegenwind die Nerven behalten? Ihr werden enormer Ehrgeiz und ein ebenso großer Hang zur Pflichterf­üllung nachgesagt. Geschickt taktierend schaffte sie es bis ganz nach oben: Die Konservati­ve beerbte nach dem

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