Einschlafen beim Banalverkehr
Über die Zeitverschwendung beim richtigen Gebrauch der Sprache.
Nicht lang her, da hab ich mein Handy gespidert. Krass ausgekommen ist es mir. Fullbodencontact. Splitter. Hiniges Display schon, sonst wär’s ja nicht gespidert. Aber: Full functional. Nice. Im Grunde ist die Spiderung meines Handys aber gar nichts, das man erzählen müsste. Das Problem betrifft only me. Bekommt ja really kein anderer mein mobile in die Hand. No way, Oida. Es geht nicht ums Ereignis. Es geht um seine Beschreibung. „Gespidert“gehört heuer zu den Worten, über die bei der Suche nach dem „Jugendwort des Jahres“abgestimmt werden kann. Jahr für Jahr ist es beim Blick auf die Homepage www.oedeutsch.at/oewort erstaunlich, wie man merkt, dass von hinten nach eine Welt kommt, die einem abhandenkommt, die einem die Sprache raubt, bevor man überhaupt von dieser Spra- che Gebrauch machen konnte. Obwohl: Ganz so dramatisch ist’s gar nicht, die meisten dieser Wörter sind Zeiterscheinungen, die wieder verschwinden. Da lohnt sich’s Mitlernen nicht (und peinlich ist es auch, fragen Sie 14-Jährige daheim – sollte die das hier lesen, droht mir Ausgangssperre). Nun habe ich beim Schreiben das Gefühl, die Kolumne, sonst bedacht auf die Sprache, könnte eben wegen der Sprache zum Selfmord werden. Aber wenn Ihnen bis hierher fad geworden ist, weil Sie das alles für sinnleere Plauderei halten, bitte ich Sie: Bleiben Sie, ghosten Sie sich nicht weg von mir. Alles wird nächste Woche wieder gut. Dann wird, weil ich keine blöde Bellgadse (oder heißt es „blöder Bellgadse“) bin, erklärt, was heute nur schwer zu verstehen ist. Oder um es hip im Wortlaut, aber unzeitgemäß im Inhalt zu sagen: Lieber einmal was nicht checken, als beim Banalverkehr zu ermüden.