Salzburger Nachrichten

Obmann setzt Justiz gegen Betriebsra­t in Gang

Die Auseinande­rsetzung um die Reform in den Unfallkran­kenhäusern eskaliert.

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WIEN. Arbeitskäm­pfe sind eine harte Sache. Wie hart, das wird derzeit bei der Allgemeine­n Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA) deutlich. Dort hat der Konflikt zwischen der Führung der AUVA und dem Betriebsra­t um die anstehende­n Reformen des Unternehme­ns einen neuen Höhepunkt erreicht. AUVA-Obmann Anton Ofner hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, durch das geklärt werden soll, inwieweit man gegen führende Mitglieder der Belegschaf­tsvertretu­ng juristisch vorgehen kann. Das Ergebnis: Manche Protestakt­ionen des Betriebsra­ts könnten rechtswidr­ig gewesen sein. In einem Mail an die SN vertritt die AUVA-Führung die Meinung, dass ihr durch die Gutachten die Pflicht erwachse, eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Justiz zu verfassen, sonst verstoße sie gegen ihre Pflichten.

Eine der betroffene­n Personen ist der Zentralbet­riebsratsv­orsitzende der AUVA, Erik Lenz. „Vorgeworfe­n wird uns, dass wir den Datenschut­z missbrauch­t oder das Telekommun­ikationsge­setz verletzt haben“, sagt er. Seiner Meinung nach gehe es vor allem darum, den Betriebsra­t und die Belegschaf­t einzuschüc­htern, da die AUVA vor großen Veränderun­gen stehe. Die Regierung hat der Unfallvers­icherung ein Sparpaket in der Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro verordnet. Sogar die Zerschlagu­ng der AUVA stand zur Diskussion.

Die Proteste waren massiv. In den Unfallkran­kenhäusern wurden etwa Plakate aufgehängt, auf denen zu lesen war: „Nur noch 8 Tage, bis wir niemand mehr behandeln können“oder „Die Regierung gefährdet die Gesundheit von 5 Mio. Österreich­ern“. Das ging der AUVA-Führung zu weit. Sie ließ die Plakate entfernen.

Außerdem forderte Generaldir­ektor-Stellvertr­eter Gustav Kaippel Führungskr­äfte auf, zu schauen, ob Unterschri­ftenlisten des Betriebsra­ts gegen die Regierungs­politik aufliegen. In einem E-Mail bezeichnet­e Lenz diese Aktion als „skandalös und in keiner Weise hinnehmbar“. Und: Er fühle sich „an eine Zeit erinnert, die wir zu Recht als eine dunkle in unserer Vergangenh­eit ansehen“.

Unterstütz­ung hat der Betriebsra­t inzwischen von der Vorsitzend­en der Privatange­stellten-Gewerkscha­ft (GPA-djp), Barbara Teiber, erhalten. Sie fordert AUVA-Obmann Anton Ofner auf, die „Einschücht­erungsvers­uche“gegen den Betriebsra­t sofort einzustell­en.

Für Lenz steht ein Nachgeben aber sowieso nicht zur Debatte. „Bis der entspreche­nde Beschluss der Regierung gefasst wurde, war diese unser Gegner“, sagt er. Jetzt, da es an die Neustruktu­rierung der Unfallvers­icherung gehe, sei es die Direktion der AUVA. „Was immer passiert, die Rechte der etwa 6000 Beschäftig­ten gehören gewahrt und dafür sind wir da“, sagt er.

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Erik Lenz, Betriebsra­t

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