Facebook springt selbst in den Fake-News-Sumpf
Das soziale Netzwerk schlittert auf einen neuen Skandal zu. Warum dieser absehbar war.
MENLO PARK, SALZBURG. Facebook steckt immer tiefer in einer Imagekrise. Denn wie die „New York Times“enthüllte, ging das weltgrößte soziale Netzwerk seit dem Datenskandal um Cambridge Analytica im Frühjahr 2018 gezielt gegen Kritiker vor. Mittel der Wahl waren dafür sogenannte Fake News, also unwahre Meldungen, die als Nachrichten getarnt veröffentlicht wurden. Geschrieben hat sie offenbar eine PR-Firma namens Definers Public Affairs, die immer wieder negative Beiträge über TechKonkurrenten wie Google abfasst.
Zum Zentrum des Skandals wurde der jüdische Milliardär George Soros gemacht. Besagte PR-Agentur soll Facebook-Kritikern unterstellt haben, dass sie „Agenten“seien, die von ihm bezahlt würden. Soros gilt als häufiges Angriffsziel für Konservative wie US-Präsident Donald Trump – aber auch für antisemitische Verschwörungstheorien.
Von all dem will Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg allerdings nichts gewusst haben. Er gab die Verantwortung ab: „Jemand aus dem Kommunikationsteam muss sie (die Definers-Agentur, Anm.) angeheuert haben“, sagte Zuckerberg am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Seine Geschäftsführerin, Sheryl Sandberg, nahm Zuckerberg in Schutz; auch sie habe nichts von der Diffamierungskampagne gewusst. Das begründete Zuckerberg auch mit der Größe seines Unternehmens. Er könne nicht alle Vorgänge im Blick haben. Von Definers habe man sich jedenfalls gleich nach dem Bericht getrennt, erklärte Zuckerberg. Dass größere Unternehmen Strategien für ihre Kommunikation während und nach Krisen parat haben und auch ausführen, bezeichnet Wolfgang Immerschitt zwar als üblich und verantwortungsvoll. Der Geschäftsführer der Salzburger PRAgentur Plenos plädiert aber dafür, Schaden stets durch Argumente einzudämmen – und niemals durch die Diffamierung von Personen oder Organisationen, die Missstände aufzeigen. „Was nun bei Facebook passiert ist, spielt sich in den USA und damit in einem Kulturkreis ab, in dem führende Politiker üble Vorbilder sind und in ihren sozialen Netzwerken Dinge tun, die sich niemand sonst erlauben dürfte“, erklärt Immerschitt mit einem Blick auf den Fake-News-„Schlachtplan“von US-Präsident Trump.
„Auch bei uns greifen Diffamierungsstrategien um sich“, stellt der PR-Experte fest. Spätestens seit der Nationalratswahl seien sie in Österreich angekommen. Immerschitt betont, dass unredliche Vorgehensweisen letztlich immer ein Ergebnis gemeinsam hätten: „Sie fallen dem Urheber auf den Kopf.“
„Ähnliches greift auch bei uns um sich.“