Mit der Kraft der Rotalge an die Börse
Das Wiener Pharmaunternehmen Marinomed will am milliardenschweren Markt für Schnupfen- und Hustenmittel durchstarten. Jetzt holt man sich Geld von der Wiener Börse.
WIEN. Voraussichtlich am 4. Dezember kann sich die Wiener Börse nach langer Zeit wieder über einen Neuzugang freuen. Das Wiener Biopharma-Unternehmen Marinomed wolle 400.000 neue Aktien ausgeben, erklärte Marinomed-Vorstand Andreas Grassauer am Freitag. Bei Bedarf kann diese Zahl auf insgesamt 552.000 neue Aktien aufgestockt werden.
Marinomed will den milliardenschweren Weltmarkt der Heilmittel gegen Schnupfen und Husten erobern. Dabei setzt man auf einen Wirkstoff aus Rotalge. In einem bestimmten Typ dieser Rotalge entdeckte der Virologe Grassauer mit seinem Team einen Wirkstoff, der in der Lage ist, sämtliche Viren, die Husten, Schnupfen und Heiserkeit auslösen, unschädlich zu machen.
Die Zeichnungsfrist für die neuen Aktien beginnt am Montag (19. November). Mit einer Preisspanne von 75 bis 90 Euro je Aktie verspricht sich das Unternehmen Einnahmen zwischen 30 und 50 Millionen Euro aus dem Börsegang, abhängig vom tatsächlichen Ausgabepreis und der Anzahl der tatsächlich ausgegebenen Aktien.
Als besonderes Asset sieht Grassauer sein „sehr kleines, effizientes Team“sowie das geringe Risiko, das daraus resultiere, dass „kostenintensive Teile“ausgelagert seien. „Die Produkte des Unternehmens werden über externe Produzenten hergestellt und über Vertriebspartner und Lizenzen in über 30 Länder weltweit vertrieben.“
Sein Unternehmen habe bisher insgesamt mehr als 30 Mill. Euro an Eigenkapital und nicht verwässernden Finanzmitteln aufgenommen. Der Markt für die Schnupfen- und Augenprodukte betrage theoretisch sieben Milliarden Menschen, erklärt der Virologe. Denn zwei Mal im Jahr erkranke ein Erwachsener im Schnitt an Schnupfen. Auch der Trend in Richtung rezeptfreier Produkte unterstütze das Heuschnupfenmittel Budesolv .
Einen dividendenstarken Titel dürfen sich Investoren vorerst nicht erwarten. „Die Gesellschaft hat seit ihrer Gründung keine Dividendenzahlungen geleistet und beabsichtigt in absehbarer Zukunft keine Dividendenzahlungen und wird zu solchen Zahlungen auch wahrscheinlich nicht in der Lage sein“, heißt es dazu in einer Unternehmensbroschüre.
Im Geschäftsjahr 2017 hat Marinomed bei einem Umsatz von 4,8 Mill. Euro ein negatives Betriebsergebnis (EBIT) von 1,64 Mill. Euro erzielt, der Jahresfehlbetrag belief sich auf 2,38 Mill. Euro. Der NettoCashflow konnte von minus 1,6 auf plus 4,02 Mill. Euro gedreht werden. 12,8 Prozent des Pharmaunternehmens hält Gründer Grassauer selbst, größter Aktionär ist die Acropora Beteiligungs GmbH, sie besitzt 33,3 Prozent der Firma.
Mit dem Börsegang will Marinomed den Break-even erreichen. Angestrebt wird eine Marktkapitalisierung von knapp 150 Mill. Euro, der Streubesitz soll dann bei rund 43 Prozent liegen.
Es ist der erste Neuzugang an der Wiener Börse heuer, abgesehen von einem Listing ohne Kapitalaufnahme (De Raj Group im Februar). Der Börsegang der Bawag im Oktober 2017 war der größte Börsegang in der Geschichte der Wiener Börse, davor gab es eine längere Durststrecke, seit 2014 die FACC und die Buwog die Börsenotiz aufnahmen.