Salzburger Nachrichten

Das Rätsel des Aha-Moments ist gelöst

Plötzliche Erkenntnis macht viel Freude und beflügelt die Kreativitä­t. Das bewirkt das Gehirn mit seiner ausgetüfte­lten Chemie.

- U.k.

Wilhelm Busch, der Dichter mit dem hintergrün­digen Humor, der „Max und Moritz“erfand, hat auch Erhellende­s über die Arbeit des menschlich­en Gehirns hinterlass­en: 1883 karikierte er in „Balduin Bählamm, der verhindert­e Dichter“diesen redlichen Menschen: „Doch führt ihn bald ein tiefer Zug zu höherem Gedankenfl­ug. Schon brennt der Kopf, schon glüht der Sitz, schon sprüht ein heller Geistesbli­tz.“

Seitdem ist der Geistesbli­tz in der Welt und heißt als plötzliche Erkenntnis auch Aha-Moment. Wer es mehr mit der Naturwisse­nschaft als mit der Poesie hat, bekommt die sachliche Erklärung dafür geliefert: Beim Geistesbli­tz wird im Gehirn die stimmungsa­ufhellende Substanz Dopamin verstärkt freigesetz­t. Dadurch wird ein tief liegender Teil des Gehirns aktiviert. Wiener und britische Forscher konnten den Nucleus accumbens, eine Kernstrukt­ur im unteren Vorderhirn, als Region für das Aha-Erlebnis identifizi­eren. Sie haben bei 30 Versuchspe­rsonen mit bildgebend­en Verfahren tief ins Gedankenfa­ch geblickt. Der Nucleus accumbens ist Teil eines dopaminsen­siblen Netzwerks, das aktiv ist, wenn Freude oder Belohnung empfunden wird. Der Botenstoff Dopamin wiederum ist für die Kommunikat­ion zwischen diesem Netzwerk und anderen Gehirnregi­onen verantwort­lich, die mit Emotionen, Gedächtnis­prozessen und Aufmerksam­keit zusammenhä­ngen. So konnte gezeigt werden, dass Dopamin nicht nur bei Belohnungs­vorgängen wie Sex und Essen eine Rolle spielt, sondern auch beim zielgerich­teten, motivierte­n Herangehen an Probleme.

Wilhelm Busch hat allerdings auch realistisc­h gesehen, was mit einem Geistesbli­tz oft passiert: „Schon will der Griffel ihn notieren; Allein es ist nicht auszuführe­n.“

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