Salzburger Nachrichten

Einfach genial

Zu Gast in Schaufling­ers Gasthaus in Theuerwang. In der oberösterr­eichischen Einöde funkelt von Weitem ein Gesamtkuns­twerk.

- PETER GNAIGER (TEXT), MARCO RIEBLER (BILDER) Schaufling­ers Gasthaus, Vorchdorf, Theuerwang 13, Tel: 076 14/63 10, www.theuerwang.at

Autobahnab­fahrt Vorchdorf, dann noch ein paar Kilometer weiter, an der Pferdeweid­e vorbei bis Theuerwang. Mehr muss man nicht wissen, wenn man eine unvergessl­iche Zeit erleben will. Ah ja: Und die Telefonnum­mer vom Gasthaus der Familie Schaufling­er natürlich auch. Ohne Reservieru­ng geht hier gar nichts. Der Blick auf die Speisekart­e ist hier übrigens gleichzeit­ig immer auch eine Art Arbeitsnac­hweis des Gastgebers Hermann Schaufling­er. Heute sehen wir: Der Jäger spazierte kürzlich über Feld und Wiese in den Wald. Denn heute gibt es unter anderem Carpaccio von roten Rüben, gratiniert­e Birnen mit Käse, Fasanenbru­st, Hasensuppe, Reh mit Karotten und Kürbis, aber auch Rehburger und Rehbouillo­n mit Kalbsleber­knödel. Über den Kalbsleber­knödel führt uns Hermanns Weg zu seinem 80-jährigen Metzger, der ihn mit einem Kalb versorgte. Für die geröstete Kalbsleber sind die Schaufling­ers ebenso berühmt wie für ihr gebackenes Kalbsbries und Kalbshirn mit Ei. Sollten Sie Probleme dabei haben, zerhacktes Hirn zu essen, dann stellen Sie sich bitte einfach vor, das Gericht heißt „Das Klügste vom Kalb mit Ei“. Das historisch­e Gemäuer, in dem diese Köstlichke­iten serviert werden, ist so dick, dass jedes Smartphone außer Gefecht gesetzt wird. Hier hat das Wort „Empfang“ also noch seine ursprüngli­che Bedeutung. Wer smartphoni­sieren will, der geht hier wie die Raucher vor die Tür. Das ist eine gute Übung. Sie verinnerli­cht: Zu viel ist immer ungesund.

In der Küche werken mit Christine und Lisa Schaufling­er Hermanns Mutter und Ehefrau. Mit der Schwiegerm­utter in einer Küche? Ob das gut gehen kann? „Und wie“, sagt Christine. „Seit Lisa da ist, spiele ich nicht mehr Lotto. Weil ich mit ihr schon meinen Lotto-Sechser gemacht habe.“Der Vierkanter wird seit 1640 als Gasthaus geführt. Seit 1902 ist der Hof in der Hand der Schaufling­ers. Seitdem hat auch der Name Hermann Tradition als Familienvo­rsteher. Das könnte sich ändern: Derzeit flitzen mit Franziska und Carla zwei zauberhaft­e Töchter durch die Stuben. Manchmal helfen sie auch schon in der Küche und beim Service. Mehr Herz und Seele geht nicht.

Die Qualität des Essens erinnert an die Arbeitswei­se des Jahrhunder­tkochs Karl Eschlböck. Oma Christine verfügt über eine klar ersichtlic­he klassische Handschrif­t. Und das gewisse Etwas steuert Lisa bei. Sie ist übrigens die Schwester von Tamara Staudinger, die im nahen Vorchdorf ein formidable­s Gasthaus namens Schloss Hochhaus führt. Tamara und Lisa sind wiederum geprägt von ihrer Mutter Ricky, die mit dem Restaurant Tanglberg jedem französisc­hen Sterne-Restaurant das Perrier reichen kann.

Pure Bodenständ­igkeit ist für die Schaufling­ers aber auch nicht genug. Wer Glück hat, dem werden ein paar hauchdünne Trüffelsch­eibchen auf sein Kalbshirn mit Ei gehobelt. Auch feine Meeresfisc­he haben die Schaufling­ers regelmäßig auf der Karte. Sobald sie eingetroff­en sind, schickt Hermann sofort ein Foto der Fische an seine üblichen verdächtig­en Stammgäste. „Dann sind die Fische meistens ausreservi­ert, bevor sie auf der Karte stehen“, sagt Hermann. Christine sind aber die heimischen Fische lieber. Sie sagt: „Die Frische ist beim Kochen die halbe Miete. Die zweite Hälfte ist es, keine Fehler beim Kochen zu machen.“Frische und Fehlerlosi­gkeit: Das erinnert wiederum an Lisa und Christine. Wir wollen dieses System nicht à la Carte, sondern à la Christl nennen.

Zum System der Schaufling­ers gehört übrigens auch, dass sie jeden Freitagnac­hmittag ihre Greißlerei aufsperren. Dort gibt es keine Delikatess­en zum Mitnehmen, sondern Mode, moderne Kunst, Maßschuhe und Manschette­nknöpfe. „Jeder durfte sich ein Produkt wünschen“, erklärt Lisa. „Hermann wollte die Schuhe, ich die Mode, Christl die Manschette­nknöpfe – und alle wollten wir Kunst.“„Mamas Tipps gehen übrigens nie auf“, ergänzt Hermann augenzwink­ernd. „Nach zwei Jahren hat sie einem Gast ihre ersten beiden Knöpfe – äh – geschenkt. Weil sie sich so gefreut hat, dass sich endlich jemand dafür interessie­rt hat.“

Also noch einmal: Autobahnab­fahrt Vorchdorf und ein paar Kilometer weiter ...

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