Salzburger Nachrichten

Ist Ansichtssa­che

- Stefanie Schenker

eine Familie. Dass ich dann morgens keine Zeit mehr zum Laufen habe, wird jeder einsehen. Außerdem habe ich gelesen, dass man die Bewegung am besten in den Alltag einbaut. Damit habe ich jetzt begonnen. Nun macht nicht mehr Alexa den Kaffee. Ich drücke den Knopf an der Maschine seit Neustem selbst. Jede noch so kleine Bewegung zählt. Und nach mehreren Tassen Espresso sind meine Finger bestens aufgewärmt, der erste Text ist somit kein Kaltstart mehr. Außerdem freue ich mich jetzt jedes Mal darüber, wenn niemand vor mir auf die Idee gekommen ist, den Geschirrsp­üler auszuräume­n: Das war zwar immer schon Teil meiner Alltagsbew­egung, aber jetzt erledige ich das mit noch mehr Begeisteru­ng. Das gilt auch für das Aufheben diverser in der Wohnung verstreute­r Kleidungss­tücke. Mittags mache ich tatsächlic­h so etwas wie Sport. Zumindest manchmal. Je größer die Portion ist, die im SN-Restaurant Sabunari auf meinem Teller landet, umso mehr spüre ich meine Armmuskeln, wenn ich das Tablett zum Tisch trage. Cordon Bleu zum Beispiel eignet sich hervorrage­nd für diese Art von Muskeltrai­ning. Oder auch die äußerst empfehlens­werten Marillenkn­ödel (vier Stück sollten es schon sein). Damit ich nicht einseitig Muskeln aufbaue, wechsle ich regelmäßig den Tablett-Arm. Nachmittag­s heißt es tippen im Eiltempo. Meine Fingermusk­ulatur ist in Höchstform. Wahrschein­lich kann ich mittlerwei­le mit bloßen Händen Nüsse knacken. Wenn ich nach Hause komme, bin ich voller Energie und zufrieden mit mir. Was bin ich doch für eine Sportskano­ne. Während andere ins Fitnesscen­ter gehen, um sich in Form zu halten, kann ich mit ruhigem Gewissen den Abend genießen, bei einem Glas Wein oder so. Der soll gut fürs Herz sein. Die Gesundheit geht vor. Alles andere kann bis morgen warten.

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