Gefragte Pflegekraft darf Beruf nicht ausüben
Ekaterina Egorova absolviert eine Ausbildung zur Pflegefachassistentin. Hat sie diese abgeschlossen, wird sie Österreich verlassen müssen – obwohl großer Mangel herrscht.
Ekaterina Egorova hat derzeit nicht viel Zeit. Gerade hat die 27-Jährige den Dienstplan für ihr nächstes Praktikum im Landeskrankenhaus bekommen. Gleichzeitig absolviert sie Kurse am Lehrgang zur Pflegefachassistentin an den Salzburger Landeskliniken. Der Kurs sei fordernd, aber sie komme damit gut zurecht, sagt sie. „Es taugt mir richtig. Ich glaube, dass ich in diesem Berufsfeld meine Berufung gefunden habe.“
Umso bitterer ist es für die russische Staatsbürgerin, dass sie diesen Beruf in Österreich nach derzeitigem Stand nicht ausüben kann. Als Nicht-EU-Bürgerin braucht sie dafür die Rot-WeißRot-Karte. „Es gibt zwei Möglichkeiten, diese zu bekommen: Entweder ich übe einen Beruf aus, der auf der Liste für Mangelberufe steht. Oder ich verdiene mehr als 2560 Euro brutto.“
Beides trifft auf die Pflegefachassistenz nicht zu. Auf der Liste für Mangelberufe ist die Pflegefachassistenz nicht aufgenommen, das Einstiegsgehalt liegt an den Landeskliniken unter 2300 Euro brutto. Dabei werden derzeit nicht nur Absolventen der neuen Ausbildung zur Pflegefachassistenz dringend gesucht. Auch die Lehrgänge selbst können derzeit nicht gefüllt werden. Und das in einer Situation, wo Pflegekräfte fast überall dringend gesucht werden.
Es war ein Weg mit vielen Abzweigungen, der Ekaterina Egorova zur Ausbildung zur Pflegefachassistentin brachte. Nach dem Studium für Geografie in Russland bewarb sie sich für eine Au-pair-Stelle in Österreich. „Ich wollte gar nicht auswandern, nur einmal andere Luft schnuppern.“Seit dreieinhalb Jahren ist sie nun in Österreich. Mit ihrer Gastfamilie verbindet sie ein familiäres Verhältnis. Nach dem Au-pairJahr begann Ekaterina ein Studium, entschloss sich aber für die Pflegeausbildung. „Ich habe mitbekommen, dass in der Pflege Leute gesucht werden, so habe ich die Ausbildung angefangen.“
Vom Lehrgang ist sie begeistert. „Es ist toll, was an den Landeskliniken geboten wird. Theorie und Praxis sind stark verknüpft. Zudem bekommt man ein günstiges Essen und für mein Zimmer bezahle ich fast nichts.“Den Lebensunterhalt bestreitet sie mit Erspartem aus der Aupair-Zeit. Im Jahr 2020 wird sie die Ausbildung abgeschlossen haben. Wie es danach weitergeht, weiß sie nicht. Derzeit ist sie auf Basis eines Schulvisums im Land. Ist die Ausbildung abgeschlossen, erlischt ihre Aufenthaltserlaubnis. „Ich habe gehört, dass man in Deutschland mit meiner Ausbildung ein Arbeitsvisum bekommt. Aber eigentlich will ich in Salzburg bleiben.“
Beim Land ist man sich der Problematik bewusst. Derzeit arbeitet eine Pflegeplattform in verschiedenen Arbeitsgruppen. In einer geht es darum, dass Pflegeberufe als Mangelberuf anerkannt werden. Dabei sei man auf das Sozialministerium angewiesen, sagt LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP). Die Bundesregierung hat im September immerhin angekündigt, die Liste für Mangelberufe ab 2019 regionalisieren zu wollen.
Ekaterina Egorova hofft, dass es für sie noch eine Möglichkeit gibt, in Österreich zu bleiben. „Alles andere wäre verrückt. Immerhin investiert Österreich gerade viel in meine Ausbildung. Da sollte ich auch arbeiten dürfen.“