Der Pinzgauer, der Belgiens erster Skistar werden will
Über Sam Maes staunten im Sommer nicht nur die Schweizer. Der ÖSV wollte ihn sogar zum Nationenwechsel bewegen – doch der 20-Jährige fährt weiter für sein Geburtsland Belgien.
ZELL AM SEE. Der Blick auf die FISRangliste des Jahrgangs 1998 hat Seltenheitswert: Nein, kein Österreicher, Schweizer, Norweger oder Franzose führt die Rangliste in den Disziplinen Slalom und Riesentorlauf an, es ist – ein Belgier. Oder besser gesagt: Ein halber Belgier und ein halber Pinzgauer. Das wird schnell im Gespräch klar, das er mit einem kräftigen „Servas“eröffnet.
Die Geschichte des Sam Maes beginnt in einem Vorort von Antwerpen, wo er geboren wurde. Im Alter von drei Jahren kam er nach Zell am See – weil sich seine Eltern auch in die österreichischen Berge verliebt haben. Der Vater war ein belgischer BasketballNationalspieler, die Mutter Triathletin, insofern liegt der Sport offenbar schon in den Genen – Bruder Jack Maes spielt derzeit im Nachwuchs für den EK Zell.
Es hat lang gedauert, bis er sich zwischen Ski und Fußball entscheiden konnte. „Aber es ist eindeutig Ski geworden“, meinte er. Deswegen hat er auch die Schule gewechselt und das Ski-Gymnasium in Saalfelden besucht, wo Tom Egger sein erster Trainer wurde. Nachdem er nun die Schule beendet hat, kam der nächste große Schritt: Maes brauchte ein Team. Da standen ihm alle Möglichkeiten offen, denn mittlerweile war sogar der ÖSV auf den Rohdiamanten aufmerksam geworden. „Ja, Hans Pum hat mich kontaktiert und gefragt, ob ich den Verband wechseln würde“, erzählt Maes. „Das hat mich geehrt, aber es kam für mich nicht in Frage, ich will für das Land meiner Vorfahren starten.“Daher hat er sich einem privaten US-Rennstall (Global Racing Team) angeschlossen, die Kosten dafür übernimmt das belgische Olympische Komitee. Die Zusammenarbeit trug Früchte, im Sommer war Maes die Sensation bei den FIS-Rennen in Neuseeland – da hat er sogar Michael Matt und das Schweizer WeltcupTeam geschlagen. Das schlug sich in der Rangliste nieder.
Am Sonntag feiert er nun in Levi sein Weltcup-Debüt – auch wenn der Slalom nicht seine Stärke ist. „Das ist eindeutig der Riesentorlauf. Im Slalom werde ich mich heuer noch vermehrt auf den Europacup konzentrieren.“Einen Weltcup-Riesentorlauf hat er sich schon vorgemerkt: „Das Rennen in Saalbach am 20. Dezember ist für mich ja so etwas wie ein Heimrennen.“
Im Weltcup ist Maes übrigens nicht allein, er bildet mit Armand Marchant (21), der schon Weltcup-Punkte geholt hat, ein Team. Damit die jungen Belgier in ihrer Heimat auch eine gewisse Bekanntheit erlangen, darum will sich Sams Vater kümmern. Doch da gibt es noch einigen Nachholbedarf. „Er hat einmal die belgischen Zeitungen kontaktiert, aber die meisten Reporter in Belgien kennen den Unterschied zwischen Abfahrt und Slalom nicht so genau.“
Aber das will Sam Maes demnächst ändern.