Mut zu Neugier und Forschergeist
In dem Artikel „Multikulti am Ende“(SN, 3. 11.) wird schon wieder behauptet, dass die Angst vor Fremden eine Urangst sei und „offenbar genetisch vererbt ist“. Ich halte das – verzeihen Sie – für einen ausgemachten Blödsinn. Es wird uns solche Angst die letzten Jahre eingehämmert, von allen Seiten, jeder übernimmt sie einfach und so wird sie weiterhin als Tatsache behandelt. Alle kleinen Kinder sind neugierig auf Neues, das ihnen fremd ist, Forscher sind neugierig auf Neues – Fremdes, und alle gescheiten Leute sind neugierig auf Neues. Wir Menschen sind ausgefahren, um fremde Kontinente zu erforschen, fremde Lebensweisen zu erforschen – in völlig unbekanntes Land, völlig fremde Völker und Kulturen. Also dürften Neugier und Forschergeist vererbt und in uns angelegt sein. Ich halte diese innere Haltung der Angst für bedenklich und schlecht für alle beteiligten Seiten. Neugier, gepaart mit Vorsicht, könnte ein besseres Klima schaffen. Vorsicht macht wach und schützt sicher besser als Angst. Wer kann schon ohne Unsicherheit ins Leben gehen? Diese bewirkt die nötige Vorsicht. Vorsicht hält uns offen, Angst macht „zu“. Das Leben konfrontiert uns immer wieder mit Fremden, und das ist gut so, wir sollten uns anders darauf einstellen. Wir haben uns in anderen Gebieten auch entwickelt, warum sollten wir gerade bei der Begegnung mit Neuem, Fremden in völlig überholten Grundhaltungen stecken bleiben?