Bilderschauen wird zum Luxus
Hohe Eintrittspreise und ein Dschungel an Jahreskarten erschweren Museumsbesuche. Für die Bundesmuseen soll sich dies ändern.
WIEN. Wer in verbleibenden zwanzig Minuten einer Mittagspause einige Details wie die Handwerker am Hafen oder die einstigen Zimmererund Maurergeräte im „Turmbau zu Babel“studieren möchte, dem muss die Geldbörse schon arg locker sitzen. 20 Euro sind im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien für die derzeitige Sonderausstellung zu löhnen, auch wenn man nur ein Viertelstündchen ein einziges Bild betrachten oder wenige Tage nach ausführlichem Besuch der BruegelSchau noch zwei, drei Zeichnungen miteinander vergleichen möchte.
Wer Museen und ihre Sammlungen regelmäßig aufsuchen möchte, um mit Kunst so alltäglich zu leben wie mit Büchern, tut sich mit den an Event-Hypes und Touristenmassen orientierten Preisen immer schwerer. Eintritte jenseits der ZehnEuro-Marke haben das Bilderschauen für viele zum selten erschwinglichen Luxus gemacht. Zwar bieten immer mehr Museen auch Jahreskarten; Vorreiter der Bundesmuseen war 2010 das KHM. Doch gelten diese nur für je eine Institution.
Diesem für Besucher immer kostspieliger werdenden Durcheinander könnte die schwarz-blaue Regierung Einhalt gebieten – wenigstens für die großen staatlichen Museen wie Albertina, Belvedere, Kunsthistorisches Museum, Weltmuseum oder Technisches Museum. Für den morgen, Mittwoch, angesetzten Kulturausschuss – es ist wegen Zeitmangels von Minister Gernot Blümel (ÖVP) heuer erst der zweite – haben Maria Großbauer (ÖVP) und Walter Rosenkranz (FPÖ) im Namen der Abgeordneten der Regierungsparteien die „Verwirklichung einer gemeinsamen Karte für die Bundesmuseen“beantragt.
Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Liste Jetzt, hat sich beim Lesen dieses Entschließungsantrags die Augen gerieben. Er habe längst so eine Jahreskarte für Bundesmuseen beantragt, zuletzt im Kulturausschuss im Mai, sagt Zinggl. Damals hätten ÖVP und FPÖ dies abgelehnt. Statt aber jetzt seinem neuerlich eingebrachten Antrag zuzustimmen, haben sie einen eigenen formuliert. So steht nun in der Tagesordnung nach den Punkten 1 bis 5: „6. Jahreskarte Bundesmuseen (170/A(E))“von der Liste Jetzt sowie „7. eine für jeweils ein Jahr geltende gemeinsame Eintrittsmöglichkeit zu den Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek (503/A(E))“von ÖVP und FPÖ.
Da im Mai auch die SPÖ für eine Jahreskarte für die Bundesmuseen plädiert hat, dürfte dieser nichts im Wege stehen. Aber auch ohne SPÖ und Liste Jetzt können die Regierungsparteien dies beschließen, ja sogar: Eigentlich bräuchte der Kulturminister dafür nicht einmal ein Gesetz, sondern er könnte das direkt mit den Direktoren der Bundesmuseen regeln. Wenn also gewollt und vorbesprochen, könnte der Minister diese Jahreskarte für Bundesmuseen bereits für 2019 verkünden und umsetzen.
Erfahrungsgemäß gibt es bei Verbund-Karten zwei Knackpunkte. Erstens den Preis: Wolfgang Zinggl plädiert für einen „erschwinglichen Kaufpreis“, „damit auch weniger kaufkräftige Besucherschichten erschlossen werden könnten“. Auch Maria Großbauer und Walter Rosenkranz fordern einen „attraktiven Preis“, allerdings „ohne dabei die erfolgreichen bestehenden Jahreskarten der einzelnen Institutionen zu konterkarieren“. Beides bedenkend könnten vielleicht 100 Euro herauskommen.
Das zweite Problem ist das Teilen der Einnahmen. Dazu brauchen alle Beteiligten ein einheitliches Zählsystem oder einen pauschalen Verteilungsschlüssel. Wie dies die Bundesmuseen handhaben, ist noch unklar.