Salzburger Nachrichten

Jahreskart­e wird ein Meilenstei­n

- HEDWIG.KAINBERGER@SN.AT

Die wachsende Lust auf Städtereis­en und die Kommerzial­isierung von Kunst haben die Bedingunge­n für einen Museumsbes­uch drastisch verändert, insbesonde­re verteuert. Die in die Selbststän­digkeit entlassene­n einstigen Staatsbetr­iebe sind jetzt auf Einnahmen erpicht. Also haben viele Museen – allen voran die Bundesmuse­en in Wien mit ihren kostbaren Sammlungen – stetig die Preise erhöht und freudig bemerkt: Die Touristen zahlen brav zehn, zwölf oder gar 20 Euro pro Eintritt, um das Weltberühm­te zu erhaschen. Und auch wenn die Preise steigen und steigen, ist es wie ein Wunder: Es kommen mehr und mehr Touristen. So sind im Kunsthisto­rischen Museum in Wien mittlerwei­le 80 Prozent der Besucher Touristen.

Doch für viele, die in der Stadt des jeweiligen Museums wohnen, sind die hohen Eintritte uninteress­ant oder unerschwin­glich geworden. Eine Lösung böten reduzierte Preise für Einheimisc­he. Da aber dies laut EU-Recht als Diskrimini­erung gilt und daher untersagt ist, musste eine klügere Lösung gefunden werden: Viele Museen bieten Jahreskart­en. Andere wiederum haben Freundesve­reine, deren Mitgliedsc­haft allerdings dasselbe bewirkt, nämlich freien Eintritt. Statt dieses Sammelsuri­ums sollte es für Museen Ähnliches geben wie für den öffentlich­en Verkehr: Verbund-Karten.

Ärgerlich ist der Wildwuchs an hohen Preisen und Jahreskart­en besonders bei den Bundesmuse­en. Denn sie haben einen einzigen Eigentümer, die Republik. So eine Jahreskart­e für Bundesmuse­en, wie es sie übrigens bis in die 80erJahre gegeben hat, ist also längst fällig. Sollte sie zu erschwingl­ichem Preis wieder gelingen, wäre dies ein Meilenstei­n.

Dann bliebe dem Kulturmini­ster noch ein zweites so kniffliges wie dringliche­s Problem: Wie kann es gelingen, in die wichtigen Sammlungen der Bundesmuse­en nicht nur die in Wien und Umgebung Wohnenden zu locken, sondern mehr als bisher auch die anderen Millionen Österreich­er?

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Hedwig Kainberger

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