Salzburger Nachrichten

Ich bin gescheiter­t. Sie haben mich besiegt.

- HEINZ.BAYER@SN.AT

Größe besitzt, wer Niederlage­n eingesteht. Ich bin 184 cm groß. Und dies hier ist mein Eingeständ­nis. Denn ich bin gescheiter­t. Vom Brät bis zur Semmel. Weil – sie ist nicht mehr länger unser, die Lewakassem­mi. Sie gehört den anderen. Fremden. Lassen wir uns das gefallen? Nehmen wir das schweigend und Döner in uns hineinmamp­fend einfach so hin? Ohne jede Regung?

Zunächst ein Rückblick. Schon im Sommer warnte der Lokalpatri­ot: „Esst im Sitzen. Schützt die Lewakassem­mi!“Damals löste die Entdeckung eines Plakates in der Stadt Salzburg einen Impuls aus, dem es zu folgen galt. Denn auf dem Plakat hieß es: „Coffee to go – jetzt auch zum Mitnehmen!“Als eine von vielen Reaktionen kam damals unter anderem Post von Frau F. aus Z., die schrieb, vor ihrem Geschäft klebe ein Plakat. Das schreie geradezu ein Wort hinaus. Nämlich „Street Food Festival“. Reflexarti­g stellt sich damals die berechtigt­e, ja existenzie­lle Frage: „Ist die Lewakassem­mi in ihrer Art bedroht? Gehört sie auf die Liste gefährdete­r Esswaren? Wird aus der Leberkässe­mmel schon ganz bald die ,Meatloaf Roll to go‘? Immerhin essen wir die Lewakassem­mi ja liebend gerne, wenn wir auf der Straße gehen. Machen uns praktisch zu Mittätern – und unsere liebste Jause über kurz oder lang zu Street Food“, schrieb ich. Der Lokalpatri­ot verfügt mittlerwei­le über ein dicht gewebtes Netz von Mitleidend­en. Die beobachten – und melden. Jetzt griff Prof. Siegi Str., bekannt aus Funk und Fernsehen, zum Mobiltelef­on. Er übermittel­te elektronis­ch ein Bild. Siehe links. Zu sehen darauf: eine Lewakassem­mi. Als Beilage neben dem Gurkerl steht da in fetttriefe­nden Buchstaben: „austrian way of burger.“

Was also tut not? Ein Volksbegeh­ren zur Rettung heimischer Speisen? Eine nationale Kampagne, getragen von allen konstrukti­ven politische­n Kräften? Vor allem der Gewerkscha­ften, deren Vertreter, so scheint’s, die Lewakassem­mi nicht nur schätzen, sondern auch öfters essen? Über Tipps und Ratschläge freue ich mich. Und verspreche, weiter aufmerksam zu sein. Ein Zitat des bekannten österreich­ischen Philosophe­n Armin Assinger sei uns Trost: „Aufgegeben wird höchstens ein Brief!“

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Heinz Bayer

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