Salzburger Nachrichten

Die Red-Bull-Clubs treffen aufeinande­r

Oliver Mintzlaff ist der starke Mann bei RB Leipzig. Der 43-jährige Deutsche spricht im SN-Interview über die wachsende Rivalität zwischen den Red-Bull-Clubs und warum Trainer Marco Rose nie ein Thema in Leipzig war.

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Oliver Mintzlaff ist das Mastermind bei RB Leipzig. Mit den SN sprach er über die wachsende Rivalität zwischen den Red-BullClubs, die am Donnerstag aufeinande­rtreffen.

Er genießt das volle Vertrauen von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz. Er hat als „Head of Global Soccer“den Red-Bull-Fußball an den Standorten Salzburg, Leipzig und New York gemeinsam mit Ralf Rangnick einst auf Schiene gebracht. Und er ist der Mann, der beim deutschen Bundesliga-Vierten RasenBalls­port Leipzig die Fäden zieht: Oliver Mintzlaff, 43 Jahre jung, bekannt als beinharter Verhandler und bestens vernetzter Strippenzi­eher, stand den „Salzburger Nachrichte­n“vor dem Europa-League-Duell am Donnerstag gegen Red Bull Salzburg exklusiv Rede und Antwort. SN: Sie waren als „Head of Global Soccer“einst auch Chef von Red Bull Salzburg und maßgeblich beteiligt an der Weichenste­llung, die zum dauerhafte­n Erfolg führte. Wie beurteilen Sie die Entwicklun­g von Salzburg? Mintzlaff: Natürlich interessie­re ich mich nach wie vor für die Entwicklun­g in Salzburg oder auch in New York, zumal wir an den jeweiligen Standorten viel angestoßen und entwickelt haben. Es ist schön zu sehen, dass Red Bull Salzburg den von Ralf Rangnick erfolgreic­h eingeschla­genen Weg fortgesetz­t hat. Der Club ist insgesamt top aufgestell­t und spielt national und internatio­nal eine sehr gute Rolle. SN: Ist das ein Grund zur Freude, vielleicht auch eine persönlich­e Genugtuung, oder dominiert heute das Konkurrenz­denken? Für uns geht es in dieser Begegnung darum, unsere Chancen auf das Weiterkomm­en aufrechtzu­erhal- ten. Wir brauchen einen Sieg, um noch alles in den eigenen Händen zu halten. Darauf liegt unser ganzer Fokus und daher spielen alle anderen persönlich­en Aspekte auch überhaupt keine Rolle. SN: Aus Salzburger Sicht ist Leipzig aufgrund der vielen Transfers zu einer Art Feindbild geworden. Können Sie diese Rivalität innerhalb der RedBull-Clubs verstehen? Wenn einige wenige meinen, von Feindbild reden zu müssen, dann kann ich das absolut nicht nachvollzi­ehen. Wahrschein­lich würde es dieses Prestigedu­ell am Donnerstag ohne Ralf Rangnick nicht geben. Er hat in seiner damaligen Doppelfunk­tion (bis Sommer 2015, Anm.) in beiden Clubs die richtigen Strukturen geschaffen und eine nachhaltig­e Spiel- und Transferph­ilosophie aufgebaut. Leipzig und Salzburg sind seit dem Entflechtu­ngsprozess unabhängig­e und eigenständ­ige Vereine. Und man hat bereits im Hinspiel gesehen, dass beide Mannschaft­en unbedingt gewinnen wollten. Genau das erwarte ich auch im Rückspiel. SN: Schnappen Sie Salzburg jetzt auch noch Amadou Haidara weg? Oder ist der Transfer im Winter aufgrund seiner Knieverlet­zung aufgeschob­en? Wir kommentier­en grundsätzl­ich keine Namen. Fakt ist, dass allein der Spieler die Entscheidu­ng trifft, wo er seinen nächsten Karrieresc­hritt machen möchte. Dass wir aber natürlich unseren Hut in den Ring werfen, um für uns interessan­te Spieler zu gewinnen, ist doch völlig logisch und legitim. Und das gilt nicht nur für Red Bull Salzburg, sondern genauso für viele andere Clubs. Wir stehen hier in einem ganz normalen Wettbewerb wie alle anderen Vereine auch. SN: Leipzig steht in der Europa League wesentlich mehr unter Druck als Salzburg, um die Aufstiegsc­hance zu wahren. Was würde es bedeuten, wenn Salzburg Ihre Mannschaft aus dem Bewerb kickt? Das Spiel muss erst einmal gespielt werden. Aber sollte dieser Fall tatsächlic­h eintreten, dann wäre das natürlich sehr ärgerlich, weil wir gern erneut im europäisch­en Wettbewerb überwinter­n würden. SN: Wie kann man sich – sportlich betrachtet – gegenseiti­g überhaupt wehtun, weil es ja im Grunde keine Geheimniss­e und auch eine sehr ähnliche Spielphilo­sophie gibt? Auch das hat man eindrucksv­oll im Hinspiel gesehen. Natürlich hat jede Mannschaft trotzdem noch ihre Geheimniss­e – unterschie­dliche Matchpläne und taktische Feinheiten. Fußball ist und bleibt ein Fehlerspie­l. Es geht darum, möglichst wenige Fehler zu machen. Mit Blick auf die Qualität beider Mannschaft­en kann eine individuel­l starke Aktion oder auch ein entspreche­nder Fehler immer ein Spiel entscheide­n. SN: Nächsten Sommer kommt Julian Nagelsmann als Cheftraine­r nach Leipzig. Stand der „logische Kandidat“ Marco Rose nie auf der Wunschlist­e? Julian Nagelsmann war unser absoluter Wunschkand­idat. Wir haben ihn glückliche­rweise für uns gewinnen können und uns nicht mit anderen Lösungen beschäftig­t. Selbstvers­tändlich registrier­en wir die gute Entwicklun­g und tolle Arbeit, die Marco Rose in Salzburg macht. Ich bin sicher, dass er einen richtig erfolgreic­hen Weg vor sich hat. SN: Wo sehen Sie RB Leipzig in zehn Jahren? Und Salzburg? Ich hoffe, dass wir in zehn Jahren ein gestandene­r Bundesliga­verein sind und alle Strukturen dafür geschaffen haben, dass wir nicht nur national, sondern auch internatio­nal dauerhaft wettbewerb­sfähig sind. Wir werden weiterhin einen Schwerpunk­t auf das Thema Nachwuchs, auf Nachhaltig­keit und die Nähe zu den Fans legen und spielen hoffentlic­h nach wie vor erfolgreic­hen Fußball. Dann werden wir auch ein besonderer Club mit Alleinstel­lungsmerkm­alen bleiben. Wenn Salzburg sich auch in Zukunft nicht von seinem Weg abbringen lässt, dann werden sie national weiterhin eine führende Rolle einnehmen und auch internatio­nal immer wieder für Aufsehen sorgen. Zur Person Oliver Mintzlaff, geboren am 19. August 1975 in Bonn, ist Vorstandsv­orsitzende­r und Geschäftsf­ührer von RB Leipzig. Der frühere Langstreck­enläufer und Crosslauf-Spezialist war einst für Ferber Marketing tätig, beriet Profifußba­ller und betreute als Manager Trainer Ralf Rangnick. Von 2014 bis Anfang 2017 war Mintzlaff „Head of Global Soccer“der Red Bull GmbH und damit für sämtliche Fußballakt­ivitäten des Konzerns verantwort­lich.

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BILD: SN/GEPA/SONNTAG Oliver Mintzlaff, im Bild mit Geldgeber Dietrich Mateschitz, gibt bei RB Leipzig die Richtung vor.

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