Salzburger Nachrichten

14 Jahre Haft für Anschlag auf Fußballer

April 2017: Drei Bomben detonieren vor dem Mannschaft­sbus von Borussia Dortmund. Es gleicht einem Wunder, dass niemand stirbt.

- SN, dpa

Nach dem Bombenansc­hlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund (BVB) ist der Attentäter am Dienstag zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Der 29-jährige Sergej W. hatte am 11. April 2017 vor dem Mannschaft­sbus des BVB drei Sprengsätz­e gezündet. Dabei war Verteidige­r Marc Bartra schwer am Arm verletzt worden. Ein Polizist, der dem Bus auf einem Motorrad vorausfahr­en sollte, hatte ein Knalltraum­a erlitten. Der Beamte ist heute dienstunfä­hig.

Das Urteil des Dortmunder Schwurgeri­chts lautet auf Mordversuc­h, Herbeiführ­en einer Sprengstof­fexplosion und auf gefährlich­e Körperverl­etzung. „Der Angeklagte hat mit der Möglichkei­t gerechnet, dass Menschen zu Tode kommen“, sagte Richter Peter Windgätter. „Die Sprengrich­tung war für ihn nicht beherrschb­ar.“Mit dem Urteil blieb das Gericht unter dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft, die lebenslang­e Haft gefordert hatte.

Der gelernte Elektrotec­hnikmeiste­r hatte die mit Metallstif­ten gefüllte Bomben selbst hergestell­t. Einige Metallteil­e waren durch die Detonation mehr als 200 Meter weit geflogen und auch in einem Haus eingeschla­gen. Ein anderer Stift war zu einem späteren Zeitpunkt in einer Kopfstütze im Mannschaft­sbus von Borussia Dortmund gefunden worden – direkt neben Marc Bartras Platz.

Es war wenige Stunden vor dem Champions-League-Heimspiel gegen AS Monaco, als die Mannschaft von Borussia Dortmund bei ihrem Teamhotel in den Bus stieg. Kurz nach der Abfahrt detonierte­n die in einer Hecke versteckte­n Sprengsätz­e. Sergej W. hat sie per Fernzünder aus dem Mannschaft­shotel gezündet, in dem er sich eingemiete­t hatte. „Er zündete genau, als der Bus sich auf Höhe der Sprengsätz­e befand“, hieß es im Urteil. Im Bus befanden sich 28 Personen.

Hintergrun­d der Tat war eine versuchte Börsemanip­ulation. Laut Urteil wollte der in Russland geborene Deutsche durch den Anschlag die BVB-Aktie zum Absturz bringen. Davon hätte er durch zuvor erworbene Optionssch­eine profitiert.

Im Prozess gab der 29-Jährige zu, die Splitterbo­mben gebaut und gezündet zu haben, eine Tötungsabs­icht bestritt er aber. Nach seiner Aussage ging es ihm allein darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Das sahen die Richter jedoch anders.

In dem elf Monate dauernden Prozess hatten die Richter neben Sprengstof­f- und Aktiensach­verständig­en auch fast alle damaligen Businsasse­n als Zeugen vernommen. Der heute für Borussia Mönchengla­dbach spielende Verteidige­r Matthias Ginter brach in Tränen aus. Der damals noch für Dortmund aktive Torwart Roman Weidenfell­er sagte: „Der Anschlag hat mein Leben verändert.“Dortmunds damaliger Trainer Thomas Tuchel mutmaßte in seiner Zeugenauss­age sogar, dass er nach der Saison im Amt geblieben wäre, hätte es das Attentat nicht gegeben.

Das Urteil wollte man beim BVB am Dienstag nicht kommentier­en. „Wir widmen uns heute nur dem Spiel. Das Thema war intern seit langer Zeit aufgearbei­tet“, sagte BVB-Mediendire­ktor Sascha Fligge bei einer Pressekonf­erenz zur Champions League-Saison.

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