Jetzt wird auf dem Mars gebohrt
Die Landung des NASA-Landers „In Sight“auf dem Mars ist gelungen. Die Ingenieursleistung war spektakulär. Jetzt treibt sich ein weiterer Roboter auf unserem Nachbarplaneten herum. Er ist in einer sehr speziellen Mission unterwegs.
WIEN. Mehr als sieben Tonnen Material wurden bisher auf den Mars gebracht, um ihn zu untersuchen. Kein einziges Pröbchen des Marsbodens wurde allerdings bisher auf die Erde gebracht. Derzeit sind die Raumfahrtingenieure noch nicht in der Lage, einen Flug von der Marsoberfläche zurück zur Erde durchzuführen. Doch das tat dem Jubel, der in der Nacht auf Dienstag im Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena ausbrach, als der NASALander „InSight“mit 22.000 Stundenkilometern in die Marsatmosphäre eintrat, stark abbremste und schließlich sanft auf dem Planetenboden landete, keinen Abbruch.
Es war dies eine Meisterleistung der NASA-Ingenieure. Denn eine Landung auf dem viele Millionen Kilometer entfernten Planeten ist mehr als nur schwierig. 40 Prozent der Versuche, dort zu landen, sind vor allem in den ersten Jahrzehnten der „Eroberung“des Mars gescheitert.
Das Scheitern vieler Marslandungen hat vor allem mit der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten zu tun. Sie ist so dünn, dass Fallschirme nur eine begrenzte Bremswirkung entfalten. Andererseits ist die Marsatmosphäre aber dick genug, um einem Raumgerät beim Eintauchen gewaltig einzuheizen. Doch diesmal klappte alles und „InSight“begann sofort nach der Landung, seine Sonnensegel aufzuspannen. Die darauf befindlichen Solarzellen stellen sicher, dass der Roboter täglich seine Batterien aufladen kann. Von oben in einem Orbit um den Mars beobachtet ihn die NASA-Sonde „Odyssey“. Sie schickte bereits die ersten Bilder von „InSight“zur Erde.
„Das ,InSight-Team‘ kann sich heute Abend ein wenig leichter ausruhen, nachdem wir wissen, dass die Solarpaneele der Raumsonden eingesetzt werden und die Batterien aufladen“, sagte Projektmanager Tom Hoffman am Dienstag. Die Hauptaufgaben der Sonde werden sein, Messungen im Boden durchzuführen. Von Interesse sind Temperaturen und seismische Aktivitäten im Marsinneren.
Europa hat zwar bisher keine eigene erfolgreiche Marslandung hinbekommen, ist aber mit diverser Hochtechnologie an der „InSight“Mission beteiligt. Das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist an der Auswertung der Daten beteiligt. Zu den Experimentiergeräten an Bord der Landeplattform zählt eine in Deutschland gebaute Rammsonde, die auf der Marsoberfläche ein bis zu fünf Meter tiefes Loch hämmern soll. Auch ein französisches Seismometer ist an Bord. Die Forscher hoffen auf Erkenntnisse unter anderem darüber, wie der Mars und überhaupt alle Gesteinsplaneten wie etwa die Erde vor Milliarden von Jahren entstanden. Die Kosten für diese Mission veranschlagt die NASA mit 425 Millionen US-Dollar.
Die meisten Sonden auf dem Mars sind nicht mehr im Betrieb. „Phönix“wurde 2008 gestartet und beendet. Der Roboter landete in einer Region, in die Forscher ab etwa zwei bis fünf Zentimetern Tiefe Wassereis vermuteten. Um das Eis zu studieren, konnte „Phoenix“mit einem Roboterarm in eine Tiefe von bis zu einem halben Meter in den Grund vordringen.
Äußerst erfolgreich erwies sich die Mission der Zwillings-Rover „Spirit“und „Opportunity“, die seit 2003 immer wieder verlängert wurde. Die beiden Maschinen funktionierten wegen ihrer offenbar sehr robusten Solarzellen weitaus länger als berechnet. Sie schickten aufsehenerregende Bilder zur Erde. Im März 2010 konnte zuletzt ein Signal von „Spirit“empfangen werden, im Mai 2011 wurde die Mission offiziell beendet.
Seit 2012 ist die Mission Mars Science Laboratory mit dem Rover „Curiosity“hinzugekommen, der derzeit die Atmosphäre des Planeten untersucht.