Viel Arbeit im Jahr der großen Reform
Finanzmarktaufsicht nimmt Kreditvergabe der Banken unter die Lupe.
WIEN. Die Regierung hat 2019 zum Jahr der Reform der Bankenaufsicht erklärt, die bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) gebündelt wird. Man werde an der Aufsichtsreform „aktiv mitwirken“, sagte Vorstand Helmut Ettl, allerdings gebe es darüber hinaus ein umfangreiches Arbeitsprogramm. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Kreditvergabe der Banken, die man genau unter die Lupe nehmen werde. Denn „die faulen Kredite der Zukunft werden jetzt vergeben“, sagte Ettl am Mittwoch.
Besonders unter die Lupe nehmen will die FMA die unbesicherten Kredite für Konsumausgaben. Sollten es einzelne Anbieter im Vertrieb und Marketing zu weit treiben, werde man das „adressieren“und allenfalls regulierend eingreifen.
Schon länger haben die Aufseher die zu laxe Vergabepraxis bei privaten Immobilienkrediten im Visier. Es habe Verbesserungen gegeben, so wurde bei einzelnen Banken die Praxis überlanger Laufzeiten von 35 und mehr Jahren abgestellt. Dennoch sei man „noch nicht dort, wo wir sein wollen“, sagte Ettl.
Immobilienfinanzierungen stellten zwar kein systemisches Risiko für den Finanzmarkt dar, weil Hypothekarkredite nur 15 Prozent der Bilanzsumme von Österreichs Banken ausmachen. In anderen Ländern seien es über 60 Prozent, sagte Ettl. Die Aufsicht wolle im Hinblick auf eine Normalisierung der Geldpolitik und das damit einhergehende Zinsänderungsrisiko aber vorbeugend wirken. Dazu zählt unter anderem die Forderung nach einem Mindestmaß an Eigenmitteln des Kreditnehmers – alles unter 20 Prozent betrachtet die FMA als kritisch.
Einen wichtigen Platz in der Agenda 2019 der FMA nimmt auch der Kampf gegen Geldwäsche ein. Jüngste Fälle (wie die Danske Bank, Anm.) zeigten, dass Geldwäsche eines der größten Risiken im Finanzmarkt sei. Österreich habe sich in diesem Bereich zwar verbessert, das Problem erfordere aber vor allem mehr internationale Kooperation.
Zusammenarbeit ist auch die Losung bei der Reform der Bankenaufsicht. Dabei gibt es aus Sicht von FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller keine Verlierer, sondern nur einen Gewinner, das sei der Finanzmarkt. Viele Fragen, etwa wie der Transfer der rund 170 derzeit für die operative Aufsicht zuständigen OeNB-Mitarbeiter in die FMA erfolgen soll, könne man noch nicht beantworten. Die OeNB-Aufseher seien hoch qualifiziert, „und wir schätzen sie“, sagte Ettl, der seinerzeit auch von der OeNB in die FMA wechselte.
Die Gefahr, dass die FMA durch die personelle Neuausrichtung des Aufsichtsrats und die Bildung eines mit Experten besetzten Beirats politisiert wird, sieht Kumpfmüller nicht. „An unserer Unabhängigkeit gibt es keinen Zweifel.“
„Rufe nach Deregulierung fehl am Platz.“Klaus Kumpfmüller, Vorstand „Unsere Unabhängigkeit ist gesichert.“Helmut Ettl, Vorstand