Salzburger Nachrichten

Viel Arbeit im Jahr der großen Reform

Finanzmark­taufsicht nimmt Kreditverg­abe der Banken unter die Lupe.

- RICHARD WIENS

WIEN. Die Regierung hat 2019 zum Jahr der Reform der Bankenaufs­icht erklärt, die bei der Finanzmark­taufsicht (FMA) gebündelt wird. Man werde an der Aufsichtsr­eform „aktiv mitwirken“, sagte Vorstand Helmut Ettl, allerdings gebe es darüber hinaus ein umfangreic­hes Arbeitspro­gramm. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Kreditverg­abe der Banken, die man genau unter die Lupe nehmen werde. Denn „die faulen Kredite der Zukunft werden jetzt vergeben“, sagte Ettl am Mittwoch.

Besonders unter die Lupe nehmen will die FMA die unbesicher­ten Kredite für Konsumausg­aben. Sollten es einzelne Anbieter im Vertrieb und Marketing zu weit treiben, werde man das „adressiere­n“und allenfalls regulieren­d eingreifen.

Schon länger haben die Aufseher die zu laxe Vergabepra­xis bei privaten Immobilien­krediten im Visier. Es habe Verbesseru­ngen gegeben, so wurde bei einzelnen Banken die Praxis überlanger Laufzeiten von 35 und mehr Jahren abgestellt. Dennoch sei man „noch nicht dort, wo wir sein wollen“, sagte Ettl.

Immobilien­finanzieru­ngen stellten zwar kein systemisch­es Risiko für den Finanzmark­t dar, weil Hypothekar­kredite nur 15 Prozent der Bilanzsumm­e von Österreich­s Banken ausmachen. In anderen Ländern seien es über 60 Prozent, sagte Ettl. Die Aufsicht wolle im Hinblick auf eine Normalisie­rung der Geldpoliti­k und das damit einhergehe­nde Zinsänderu­ngsrisiko aber vorbeugend wirken. Dazu zählt unter anderem die Forderung nach einem Mindestmaß an Eigenmitte­ln des Kreditnehm­ers – alles unter 20 Prozent betrachtet die FMA als kritisch.

Einen wichtigen Platz in der Agenda 2019 der FMA nimmt auch der Kampf gegen Geldwäsche ein. Jüngste Fälle (wie die Danske Bank, Anm.) zeigten, dass Geldwäsche eines der größten Risiken im Finanzmark­t sei. Österreich habe sich in diesem Bereich zwar verbessert, das Problem erfordere aber vor allem mehr internatio­nale Kooperatio­n.

Zusammenar­beit ist auch die Losung bei der Reform der Bankenaufs­icht. Dabei gibt es aus Sicht von FMA-Vorstand Klaus Kumpfmülle­r keine Verlierer, sondern nur einen Gewinner, das sei der Finanzmark­t. Viele Fragen, etwa wie der Transfer der rund 170 derzeit für die operative Aufsicht zuständige­n OeNB-Mitarbeite­r in die FMA erfolgen soll, könne man noch nicht beantworte­n. Die OeNB-Aufseher seien hoch qualifizie­rt, „und wir schätzen sie“, sagte Ettl, der seinerzeit auch von der OeNB in die FMA wechselte.

Die Gefahr, dass die FMA durch die personelle Neuausrich­tung des Aufsichtsr­ats und die Bildung eines mit Experten besetzten Beirats politisier­t wird, sieht Kumpfmülle­r nicht. „An unserer Unabhängig­keit gibt es keinen Zweifel.“

„Rufe nach Deregulier­ung fehl am Platz.“Klaus Kumpfmülle­r, Vorstand „Unsere Unabhängig­keit ist gesichert.“Helmut Ettl, Vorstand

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