Schwarzenegger zum Klima: „Trump ist out, Amerika ist in“
Die Klimakonferenz in Kattowitz startete mit Umweltaktionismus von höchster Stelle: Bundespräsident Van der Bellen holte außer Protokoll einen Hollywoodstar aufs Podium.
Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Arnold Schwarzenegger nutzten am Montag die Eröffnung der 24. UNOKlimakonferenz im polnischen Kattowitz zu einem flammenden Appell für einen entschiedenen Kampf gegen den Klimawandel. Sie taten dies, indem sie das Protokoll sprengten: Van der Bellen trat dem Hollywoodstar und ehemaligen Gouverneur von Kalifornien kurzerhand den Großteil seiner Redezeit am Podium ab. Schwarzenegger nutzte das und seine Bekanntheit, um klarzumachen, dass zwar US-Präsident Donald Trump und seine Regierung den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen wollten, nicht aber die USA. „Ja, wir haben einen meschuggenen (verrückten, Anm.) Führer im Weißen Haus, der out ist“, sagte Schwarzenegger. Aber die Bundesstaaten, die Bürgermeister, die Wirtschaft und die Menschen in den USA seien nach wie vor „in“– und unternähmen viele Anstrengungen, um den Klimawandel zu stoppen.
Donald Trump hatte den US-Ausstieg aus dem Pariser Abkommen erst am Wochenende auf dem G20Treffen neuerlich bekräftigt. Allerdings wird dies nicht vor 2020 möglich sein.
Van der Bellen sagte: „Wir sind die erste Generation, die mit schnell ansteigenden Temperaturen konfrontiert ist – und wir sind wahrscheinlich die letzte, die etwas dagegen tun kann.“
„Meine Damen und Herren, wir sind in Schwierigkeiten, wir sind in ernsten Schwierigkeiten.“Mit diesen Worten setzt UNO-Generalsekretär António Guterres den Ton für die 24. Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Das Thema, um das es in der polnischen Kohle- und Industriestadt Kattowitz bis Mitte des Monats geht: Wenn es den Ländern der Welt nicht rasch gelingt, die Treibhausgase drastisch zu senken, fährt der Planet an die Wand. Das legen alle Studien der Wissenschaft zum Klimawandel nahe.
Viele Mächtige, die etwas gegen diese Entwicklung tun könnten, sitzen im Saal. Staatspräsidenten, Regierungschefs, Umweltminister. Und Arnold Schwarzenegger.
Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen überlässt ihm einen Teil seiner Redezeit. Einem Hollywoodstar hören auch Leute zu, die sich nicht für Klimaschutz und Kattowitz interessieren. Wenn das Van der Bellens Kalkül war, ist es aufgegangen. Nichts findet am Eröffnungstag mehr Beachtung als das, was „Arnie“(O-Ton Van der Bellen) sagt. Es lässt sich so zusammenfassen: „Action! Now!“
Oft kommt entschiedene Aktion von einer Seite, von der man es am wenigsten erwartet. Während entwickelte Industrienationen und Gebiete wie Europa, die USA, Kanada und Russland weit hinter den Klimaschutzzielen von Paris hinterherhinken, holen Staaten auf, die man vor nicht langer Zeit abschätzig als Entwicklungsländer bezeichnet hat. Indien ist so ein Beispiel, das Hoffnung macht im Kongresszentrum von Kattowitz.
Der Subkontinent mit 1,3 Milliarden Menschen ist auf dem besten Weg, Klimavorreiter der Welt zu werden. Zu dieser Prognose kommt der Climate Action Tracker (CAT). Das ist eine unabhängige und wissenschaftliche Analyseplattform, die seit 2008 die Klimapolitik von 32 Saaten beobachtet und bewertet.
Eine Erderwärmung um zwei Grad gilt gerade noch als beherrschbar, eine um nur 1,5 Prozent als wünschenswert. Im Pariser Abkommen von 2015 steht, man wolle weltweit deutlich unter zwei Grad bleiben.
Indien sei „auf dem besten Weg, die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens zu übertreffen“, schreiben die Analysten des CAT. Demnach könnte das Riesenland bereits heuer 40 Prozent seines Strombedarfs aus nicht fossilen Quellen decken. Dieses Ziel hatte es sich eigentlich erst für 2030 gesteckt. Der Trend setze sich rapid fort. „Wir gehen davon aus, dass die Emissionsintensität Indiens 2030 ungefähr 50 Prozent unter der von 2005 liegt“, schreiben die CAT-Experten. Wie macht Indien das? „Das Land tut etwas, obwohl es arm ist“, sagt Johannes Wahlmüller von Global 2000. Und Indiens Klimapolitik kommt paradoxerweise entgegen, dass es arm ist. Deswegen ist der Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen relativ gering .
Was die Leistungen des Staats nicht schmälert. Wahlmüller nennt vor allem die Investitionen in Solarund Windenergie. Solartechnologie ist in den vergangenen Jahren immer billiger geworden. Strom aus Sonnenkraft ist inzwischen so billig zu haben, dass in Indien geplante Kohlekraftwerke Gefahr laufen, als „gestrandete Investments“zu enden, wie CAT meint. Weshalb Wahlmüller hofft, Indien werde sich von seinen Kohle-Ausbauplänen überhaupt verabschieden. „Was kann uns Besseres passieren, als wenn eine schmutzige Energiequelle unrentabel wird?“
Außerdem hat Indien so wie Dänemark beschlossen, ab 2030 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zuzulassen. Wahlmüller: „Das könnte Österreich auch tun.“
Ein anderes positives Beispiel, das auf den schier endlosen Gängen im Kattowitzer Kongresszentrum die Runde macht, ist Marokko: Es dürfte, wenn es seine Klimapolitik beibehält, sogar das 1,5-Grad-Ziel schaffen. Ein Grund: Marokko steckt internationale Finanzhilfen in Klimaschutzmaßnahmen.
Es gibt sie also auch, die guten Nachrichten auf dem Klimagipfel in Kattowitz.
Eine weitere gute Nachricht wäre, würden mehr lokale Initiativen und Politiker in die Rettung der Welt eingebunden, meint Arnold Schwarzenegger. Wenn die beim nächsten Klimagipfel da seien, dann werde auch er wiederkommen. „I will be back“, so verspricht er mit seinem berühmten Filmsatz. Und dazu bindet sich der „Terminator“dann vielleicht wieder eine grüne Krawatte um.