Salzburger Nachrichten

Rechte legen auch in Spanien zu

In Andalusien ziehen erstmals Rechtspopu­listen in das Regionalpa­rlament.

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MADRID. Der Aufstieg der Rechtspopu­listen in Spanien war vorhergesa­gt worden, er ging aber steiler vonstatten als erwartet: Bei den Regionalwa­hlen in Andalusien eroberte die Partei Vox am Sonntag elf Prozent der Stimmen. Damit ziehen die Rechtspopu­listen erstmals in der demokratis­chen Geschichte des Landes in ein spanisches Parlament ein, sie erlangten zwölf Mandate.

Der Urnengang in der bevölkerun­gsreichste­n und gleichzeit­ig ärmsten Region des Landes galt als Stimmungst­est für Spaniens großes Wahljahr: Im Mai 2019 stehen Kommunalun­d Europawahl­en an. Auch in etlichen Regionen wird dann gewählt. Zudem muss Spaniens sozialisti­scher Regierungs­chef Pedro Sánchez voraussich­tlich nationale Neuwahlen ansetzen.

Die seit nahezu 40 Jahren in Andalusien regierende­n Sozialiste­n erlitten mit ihrer regionalen Ministerpr­äsidentin Susana Díaz die bitterste Wahlschlap­pe ihrer Geschichte. Sie blieben zwar die stärkste Partei, sackten jedoch von 35,4 auf 27,9 Prozent ab. Eine konservati­ve Koalitions­regierung in der Region dürfte damit näher rücken.

Spaniens konservati­ve Volksparte­i verlor zwar ebenfalls erheblich an Unterstütz­ung und stürzte von 26,8 auf 20,8 Prozent. Doch die bürgerlich-liberale Partei Ciudadanos gewann kräftig und holte 18,3 Prozent. Eine Koalitions­regierung aus diesen beiden konservati­ven Parteien gilt in Andalusien nun als wahrschein­lich. Zusammen mit der rechtspopu­listischen Partei Vox hätte sie die absolute Mehrheit.

Die linke Bewegung Podemos, die in Andalusien unter dem Namen Adelante Andalucía antrat, musste ebenfalls Federn lassen und kam nur noch auf 16,2 Prozent. Bei der vorigen Wahl waren die Linken noch mit zwei verschiede­nen Listen angetreten und hatten zusammen 21,7 Prozent errungen.

Für Spaniens sozialisti­schen Regierungs­chef Sánchez ist der Ausgang der Andalusien-Wahl kein gutes Omen. Der Sozialist, der Anfang Juni durch ein Misstrauen­svotum gegen seinen konservati­ven Vorgänger Mariano Rajoy an die Macht gekommen ist, bringt mit seiner Minderheit­sregierung keine Mehrheit für den kommenden Staatshaus­halt zustande. Damit rückt eine Neuwahl näher. Sánchez liegt in Umfragen zwar in der Wählerguns­t noch vorn, kann aber derzeit kaum mit mehr als 30 Prozent rechnen. Eine solide Ausgangsla­ge für eine neue Regierungs­bildung ist das nicht. Zumal alles darauf hindeutet, dass die Rechtspopu­listen auch in Spaniens nationaler Parteienla­ndschaft bald eine wichtige Rolle spielen und eine Mehrheit rechts der Mitte ermögliche­n könnten.

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