Katar tritt aus der OPEC aus
Katar wird von Saudi-Arabien und seinen Verbündeten seit mehr als einem Jahr blockiert. Jetzt verlässt das kleine Golf-Emirat das Ölkartell OPEC und will sich aufs Gas konzentrieren.
Wenige Tage vor einem wichtigen OPEC-Treffen in Wien erklärte Katar seinen baldigen Abschied aus dem Ölkartell. Zu Jahresbeginn 2019 verlässt das Golf-Emirat die Organisation erdölexportierender Staaten. Das kündigte Energieminister Saad Sherida al-Kaabi an. Der Rückzug spiegle den Wunsch Katars wider, sich auf die Steigerung der Gasproduktion zu konzentrieren, zitierte Qatar Petroleum den Minister. Das Land habe in den vergangenen Jahren an der Entwicklung einer Zukunftsstrategie gearbeitet, die auf Wachstum basiere.
Katar gehörte der OPEC seit dem Jahr 1961 an. Das 2,7 Millionen Einwohner zählende Land ist der elftgrößte Erdölproduzent der OPEC mit einer Fördermenge von etwa 610.000 Barrel pro Tag im Oktober. Katar ist zudem der weltweit größte Exporteur von Flüssiggas.
Al-Kaabi zufolge will Katar die Gasförderung bis spätestens 2024 von jährlich 77 auf 110 Millionen Tonnen erhöhen. Das Gas stammt vom South-Pars-Feld vor der Küste des Emirats, dem größten Gasfeld der Welt. Katar teilt es sich mit dem Iran. Katar, 2022 Gastland der Fußball-WM, liefert dem Weltmarkt rund 30 Prozent der Gesamtmenge an Flüssiggas, das Golf-Emirat ist Marktführer in diesem Bereich. Der Austritt hat vor allem aber politische Gründe. Saudi-Arabien sowie seine Verbündeten Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hatten im Juni 2017 eine Blockade über Katar verhängt. Sie werfen dem Land die Förderung von Terrorismus vor sowie zu enge Kontakte zum schiitischen Iran, dem Erzfeind Saudi-Arabiens. Beobachter sehen in der Blockade jedoch den Versuch, Katar auf die politische Linie Riads zu bringen.
Bei der Austrittsverkündigung griff der katarische Energieminister Saudi-Arabien zwar nicht direkt an, richtete aber eine unverkennbare Spitze gegen das dominierende OPEC-Mitglied. „Wir sagen nicht, dass wir aus dem Ölgeschäft aussteigen, aber dieses wird von einer Organisation kontrolliert, die von einem einzelnen Land geführt wird“, sagte er. Katar habe in dem Kartell kaum etwas zu sagen. Weltmarktführer Saudi-Arabien produziert täglich elf Millionen Barrel Öl.
In OPEC-Kreisen wurde der Rückzug Katars in erster Linie als symbolischer Akt gewertet. „Sie sind kein großer Produzent, aber haben einen großen Anteil an der Geschichte der Organisation“, hieß es dort. Algeriens früherer Energieminister Chakib Chelil betonte die psychologische Bedeutung von Katars Entscheidung. Dieser könnten sich andere OPEC-Mitglieder anschließen und damit Konsequenzen ziehen aus den jüngsten Alleingängen Saudi-Arabiens, erläuterte Chelil. Die Organisation erdölexportierender Länder stehe womöglich vor einem historischen Wendepunkt. Saudi-Arabien stimmt sich in Fragen der weltweiten Ölproduktion zunehmend mit Russland ab, das nicht zur OPEC gehört. Zuletzt verständigten sich die beiden Länder auf dem G20-Gipfel auf eine Verlängerung des Kürzungsabkommens in das nächste Jahr. Außerdem steht Saudi-Arabien unter besonderem Druck durch US-Präsident Donald Trump, der auf niedrige Ölpreise pocht.
Die OPEC dürfte sich beim Treffen am kommenden Donnerstag in Wien auf eine Reduzierung der Förderung verständigen und dabei Unterstützung von der Regierung in Moskau erhalten. Damit soll ein Anstieg der Ölpreise erreicht werden, nachdem diese seit Oktober um fast 30 Prozent eingebrochen sind. An den Beratungen in Wien will Katar noch teilnehmen.
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