Recht selbstbewusst in die Eishockey-Kür
Salzburg fordert Finnlands Meister Oulu und Chris VandeVelde sieht zwei Teams auf Augenhöhe. „Viel gibt es nicht, was sie besser machen.“
SALZBURG. Es ist die Kür, die man sich selbst ermöglicht hat: Wenn Red Bull Salzburg am heutigen Dienstag (19.30) im Volksgarten in der Champions Hockey League auf den finnischen Meister Kärpät Oulu trifft, dann hat man in dem Bewerb schon mehr erreicht, als man erhoffen durfte: Als erstes österreichisches Team überhaupt stehen die Salzburger unter den Top-8-Vereinen Europas, und das ist umso erstaunlicher, weil selbst aus der DEL nur noch ein Team (München) und aus der deutlich höher eingestuften Schweizer Nationalliga gar kein Vertreter mehr dabei ist.
Von der Papierform her ist es ein Aufeinandertreffen zweier Eishockey-Welten. „Ja, aber das war es auch gegen Titelverteidiger Växjö und gegen den SC Bern und die haben wir beide geschlagen“, sagt Trainer Greg Poss selbstbewusst und fügt an: „Unsere Reise ist noch nicht zu Ende.“
Ein Spieler aus den Reihen der Salzburger hat noch im Vorjahr in der finnischen Liga gespielt und da auch gegen den Club, der ein ungewöhnliches Tier für einen Eishockey-Club im Wappen trägt, nämlich das Hermelin (Kärpät): Chris VandeVelde. Der 31-jährige USAmerikaner erinnert sich: „Es ist ein Team mit sehr viel Talent, aber das hat unsere Mannschaft auch. In Finnland spielt man vielleicht etwas körperbetonter, aber ich wüsste nicht, was sie deutlich besser machen würden als wir.“VandeVelde kommt derzeit im Salzburger Spiel immer besser zur Geltung, was sich auch in der Statistik (sechs Tore in den letzten acht Spielen) niederschlägt. „Ja, in unserer Linie gibt es derzeit eine gute Harmonie zwischen uns“, sagte VandeVelde und meint damit seine Linienpartner Dustin Gazley und Brant Harris. Die drei ergänzen sich gut: Gazley reißt mit seinem hohen Tempo Lücken auf, VandeVelde räumt vor dem Tor auf und Harris ist der Scorer.
Für VandeVelde und seine Nebenleute ist es bereits das 33. Pflichtspiel seit Ende August, 24 Partien waren es in der Liga bisher und nun schon neun in der Cham- pions Hockey League. Dennoch wirkt das Team erstaunlich frisch: weil Trainer Greg Poss seit Beginn an konsequent auf vier Linien setzt. Das wird er auch gegen Oulu machen. „Wir wollen von Beginn an ein hohes Tempo gehen und müssen die Finnen unter Druck setzen.“Eine gefährliche Taktik, denn das wird den Gästen Konterchancen eröffnen – wenn es aktuell einen Schwachpunkt bei Salzburg gibt, dann sind das die Konterchancen, die man zulässt, weil man den Gegenspieler aus dem Auge verliert. Und: Viele Torchancen brauchen nordische Teams nicht, um zu scoren. Poss: „Das stimmt alles, aber defensiv können wir nicht spielen.“
Defensiv kann offenbar auch Oulu nicht spielen, die Mannschaft gilt daher als untypisch für Finnland. Damit hat man Erfolg, aktuell führt man in der heimischen Liga bereits wieder mit elf Punkten Vorsprung.
Der Verein ist zudem auch Ausbildungsstätte vieler großer Spieler und auch Trainer: Reijo Ruotsalainens (lange Jahre Co-Trainer in Salzburg) Trikot hängt als gesperrte Nummer unter dem Hallendach, Hannu Järvenpää kommt ebenso aus Oulu wie Bozens Meistermacher Kai Suikkanen oder Berns Coach Kari Jalonen.
Und auch Salzburgs aktueller Torhütercoach Santeri Hilli (30) stammt aus Oulu – und so kommt es heute auch zu einem Vater-SohnDuell: Vater Ari Hilli (50) hat den gleichen Job bei Kärpät Oulu seit dem Jahr 2000 inne. Dass er den gut macht, zeigt die Statistik: Mit Veini Vehviläinen und Jussi Rynnäs führen die beiden Keeper von Oulu mit einem Gegentorschnitt von nur 1,38 bzw. 1,48 pro Partie die Ligawertung an.
„In Finnland spielt man eine Spur physischer als bei uns.“