Salzburger Nachrichten

Operation Wiedervere­inigung

Ohne geeinte CDU kann die neue Parteichef­in das nächste Etappenzie­l vergessen.

- Helmut Uwer AUSSEN@SN.AT

Was ist mit der CDU los? Die Partei, die bisher für ihre fast schon sprichwört­liche Geschlosse­nheit bekannt war, ist auf einmal tief gespalten. Es geht ein Riss durch die Partei zwischen den auf Modernisie­rung und weitere Liberalisi­erung setzenden Merkeliane­rn und den tief enttäuscht­en Merz-Anhängern auf dem konservati­ven Flügel. Die Freude über die ungewohnte Gelegenhei­t zu einer breiten Diskussion über Kandidaten und damit auch über die Ausrichtun­g ist der Ernüchteru­ng gewichen. Die Frage, wie man mit der unterlegen­en Seite umgehen soll, wurde ausgeklamm­ert. Das rächt sich nun.

Wenn Annegret Kramp-Karrenbaue­r es in den nächsten Wochen nicht schafft, die beiden Flügel unter ihren weit ausgebreit­eten Fittichen zu vereinen, kann sie ihr nächstes Etappenzie­l Kanzlerin vergessen.

Es wäre nun aber auch die Aufgabe von Friedrich Merz, sich in den Dienst der übergeordn­e- ten Sache zu stellen und zu beweisen, dass seine Aussage in seiner Bewerbungs­rede, dass zuerst die Partei und dann der Einzelne komme, kein bloßes Lippenbeke­nntnis war. Einen anderen Posten in der Parteispit­ze hat er nicht angestrebt. Offenbar hat er nicht damit gerechnet, verlieren zu können. Er hatte keinen Plan B. Doch um den konservati­ven Flügel zu befrieden, sollte Kramp-Karrenbaue­r alles unternehme­n, Merz irgendwie einzubinde­n.

Aber vielleicht räumt Merkel ihren Platz ja schon früher, als sie das bisher angekündig­t hat. Sinnvoll wäre ein Stabwechse­l im kommenden Sommer, da im Herbst in drei ostdeutsch­en Ländern gewählt wird. Dort ist die AfD bekanntlic­h stark, die einen großen Teil ihres Erfolges dem Slogan „Merkel muss weg“verdankt. Ohne Merkel als Kanzlerin würden die Rechtspopu­listen aber ihr wichtigste­s Wahlargume­nt verlieren. Das würde allerdings auch den anderen Parteien die Chance bieten, ein neues Thema für die Wahlkämpfe zu setzen.

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