Salzburger Nachrichten

Plädoyer gegen die Abk. von Politikern­amen

Wie kommt die neue CDU-Chefin dazu, fast so zu heißen wie die kurdische Arbeiterpa­rtei?

- WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM

Alexander Purger Sie können nicht sagen, dass wir sie nicht gewarnt hätten, die Deutschen. Klipp und klapp haben wir sie neulich mit dem völlig kostenund gebührenfr­eien Ratschlag versorgt, bei der Nachfolge Angela Merkels auf eine knappe, kurze Lösung zu achten. Merz etwa. Oder Spahn. Aber was machen die Deutschen? Wählen Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

Jetzt haben sie den Buchstaben­salat. In unserer auf Sendesekun­den- und Zeichendiä­t gesetzten Zeit ist ein Name, dessen Wiedergabe 1,33 Sekunden bzw. 26 Zeichen erfordert, ein No-Go, wie man so schön kurz sagt.

Auf der Suche nach gangbaren Auswegen sind die Deutschen nun auf das Instrument der Abkürzung (kurz Abk.) verfallen. Selbst befreundet­e Politiker nannten Annegret KrampKarre­nbauer in ihren Glückwunsc­h-Schreiben nicht Annegret Kramp-Karrenbaue­r, sondern AKK. Klingt irgendwie nach kurdischer Arbeiterpa­rtei, finden Sie nicht?

Oder nach vierter Fall. Akk. ist die Abkürzung für Akkusativ. Akkusativ, Sie wissen: „Hochmut kommt vor den Fall.“

Dabei kann die neue CDU-Chefin noch von Glück reden, dass sie auf drei und nicht auf zwei Buchstaben abgekürzt wurde. Sonst würde sie jetzt AK heißen und wäre mit dem Odium der Zwangsmitg­liedschaft umgeben wie die österreich­ische Arbeiterka­mmer.

Um dem abzuhelfen und jede Verwechslu­ngsgefahr auszuschli­eßen, müsste sie das Kürzel mit ihrem Geburtsdat­um versehen und sich AK-62 nennen. Das klingt dann aber wieder sehr nach AK-47, was bekanntlic­h die Typenbezei­chnung der legendären Kalaschnik­ow ist. Und will man eine Kanzlerin, die wie ein Maschineng­ewehr heißt? Eben.

Auch in Österreich wäre die Abkürzung von Politikern­amen mit unabsehbar­en Risken verbunden. Denn würde man zum Beispiel den Familienna­men unseres Herrn Bundespräs­i- denten mit VDB abkürzen, würde unser Staatsober­haupt plötzlich genauso heißen wie der Verband Deutscher Büchsenmac­her.

Und unser Herr Bundeskanz­ler hieße im Abkürzungs­falle SK, also wie die Sozialdemo­kratische Korrespond­enz, welche der Pressedien­st der SPÖ ist. Das kann nicht sein.

Innenminis­ter Herbert Kickl und Finanzmini­ster Hartwig Löger müsste man zusammen mit HKL abkürzen. Was insofern eine höhere Wahrheit besitzt, als dieses Kürzel im militärisc­hen Sprachgebr­auch Hauptkampf­linie bedeutet und selbige in der Politik heuer eindeutig durch das Innenminis­terium verlief.

Der Einzige, der schon praktische Erfahrunge­n mit Namensabkü­rzungen gesammelt hat, ist der Herr Vizekanzle­r, der seinen voluminöse­n Vornamen gern auf HC eindampft. Honoris causa, ehrenhalbe­r, versteht sich.

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