Salzburger Nachrichten

Unternehme­n gehen beim Klimaschut­z voran

USA, Russland, Saudi-Arabien und Kuwait bilden eine „Achse der Bösen“.

- SN-strick

Der UNO-Klimagipfe­l im polnischen Kattowitz ist in seine entscheide­nde Phase gegangen. Dutzende Minister aus aller Welt sind zum politische­n Teil des Treffens angereist, das bis Ende der Woche dauern wird. Ziel ist es, ein Regelwerk (ein sogenannte­s Rulebook) zu verabschie­den und so die Klimaschut­zpläne der einzelnen Staaten vergleichb­ar und nachprüfba­r zu machen. Für die EU verhandeln Österreich­s Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) als Ratsvorsit­zende und Klimaschut­zkommissar Miguel Cañete.

Inzwischen haben sich die USA, Russland, Saudi-Arabien und Kuwait zu einer klimapolit­ischen „Achse der Bösen“entwickelt. Sie wollen den vom UNO-Gipfel in Paris in Auftrag gegebenen Report, der die Folgen einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius einschätzt, nur zur Kenntnis nehmen. Ein Sprecher des amerikanis­chen Außenminis­teriums erklärte, „die Vereinigte­n Staaten unterstütz­en diese Befunde nicht“. 196 Nationen sind in Kattowitz vertreten, es kann nur eine Einigung geben, wenn alle zustimmen. Eine einzige Gegenstimm­e reicht, um die gesamte Konferenz zum Scheitern zu bringen.

Was Elisabeth Köstinger als Vertreteri­n der EU erreichen soll, nämlich globale Rahmenbedi­ngungen, die eine massive Verringeru­ng der Treibhausg­ase garantiere­n, ist ihr in Österreich bereits misslungen.

Der vergangene Woche in Wien von der schwarz-türkisen Regierung vorgelegte nationale Energieund Klimaplan bleibt weit hinter den Erforderni­ssen des Pariser Abkommens und teilweise sogar unter der eigenen Klimastrat­egie zurück. So ist von einem Ausstieg aus Ölheizunge­n keine Rede mehr. Er wird nur noch „angestrebt“. Andere sind mutiger. Am Montag forderten 415 internatio­nale Investment­firmen, darunter Pensionsfo­nds und Versicheru­ngen mit einem Anlageverm­ögen in Höhe von rund 32 Billionen Dollar, dringend eine Reduktion der CO2Emissio­nen, den Ausstieg aus der Kohle sowie die Einführung einer Karbonabga­be. Ansonsten drohe ein Finanzkoll­aps, der um ein Vielfaches schlimmer sein werde als die Krise 2008, hieß es. Die Folgen einer ungebremst­en Erderhitzu­ng könnten „plötzlich, massiv und katastroph­al“eintreten, warnte Chris Newton von IFM Investors, der etwa 80 Milliarden Dollar unter seiner Obhut hat. Die 415 Unternehme­n, darunter der Pensionsfo­nds des Staates New York (207 Milliarden Dollar) traten weiters für ein Ende aller Subvention­en für Erdöl und Kohle ein – eine Maßnahme, die die G20 seit mehr als einem Jahrzehnt verspreche­n. Ein UNOBericht rechnet vor, dass allein dadurch die Emissionen bis 2030 um rund 10 Prozent sinken würden.

Es gilt als unbestritt­en, dass der Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft je teurer wird, je länger er auf sich warten lässt.

So haben sich denn auch große Mode- und Sportartik­elkonzerne wie Adidas, Esprit, Levi’s, H&M und Puma verpflicht­et, ihren Ausstoß von Treibhausg­asen freiwillig deutlich zu senken. Die Emissionen sollen bis 2050 auf null sein, wie es in der am Montag in Kattowitz unterzeich­neten Charta heißt. Genau diese Reduktion verlangen auch die Wissenscha­ft und das Pariser Klimaabkom­men 2015.

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