Museumskarte gilt ab sofort
Für die österreichischen Sammlungen an Kunst, historischen Dokumenten, Natur und Technik gibt es ein neues Jahresticket. Hilft das gegen Schwellenangst? Oder nützt es nur den Touristen?
WIEN. Wenn Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) zur Tat schreitet, dauert es zwar lang. Doch dann geht es ruck, zuck. Als erstes konkretes kulturpolitisches Projekt seit seinem Amtsantritt am 18. Dezember 2017 gab er gestern, Montag, eine neue Jahreskarte für die Bundesmuseen bekannt. Und schon heute, Dienstag, soll diese neue Karte erhältlich sein, und zwar sowohl an Kassen der Bundesmuseen wie über einen neuen Online-Shop mit der Adresse www.bundesmuseencard.at.
Diese Karte eröffnet je einen Eintritt in die „acht Haupthäuser“der Museen der Republik: Albertina, Belvedere, Kunsthistorisches Museum (KHM), Museum für angewandte Kunst (MAK), Museum moderner Kunst (Mumok), Naturhistorisches Museum, Österreichische Nationalbibliothek und Technisches Museum – alle in Wien. Sie gilt ein Jahr ab Datum des Kaufes für Dauer- wie Sonderausstellungen. Da die Karte nicht übertragbar ist, gilt sie nur zusammen mit einem Ausweis.
Üblicherweise eröffnen Jahreskarten für Museen beliebig häufigen Zugang. Aber die „BundesMuseenCard“gilt nur für acht einzelne Eintritte – vergleichbar mit einer Streifenkarte im öffentlichen Verkehr. Sie kostet 59 Euro. Das ergibt 7,40 Euro pro Eintritt und im Vergleich zur Summe von acht Einzeltickets rund 45 Prozent Ersparnis.
Die neue Jahreskarte solle helfen, Schwellenängste zu überwinden und „mehr Menschen nachhaltig in Museen zu locken“, erläuterte Christoph Thun-Hohenstein vom MAK als derzeitiger Vorsitzender der Direktorenkonferenz. Sie sei ein „perfektes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk“. Die bisherigen Jahreskarten der einzelnen Museen – im KHM etwa um 44 Euro oder im Belvedere um 39 Euro – bleiben unangetastet. Die neue Karte solle „ergänzend und nicht verdrängend wirken“, sagte Gernot Blümel in der hochrangig flankierten Pressekonferenz. Fast alle wissenschaftlichen und kaufmännischen Direktoren von Bundesmuseen und Nationalbibliothek waren zugegen und posierten fürs offizielle Foto unter dem Gemälde der habsburgischen Herrscherin Maria Theresia als frisch gekrönte Königin Böhmens.
Die Reaktionen der Oppositionsparteien sind gemischt. „Knapp daneben ist auch daneben“, kritisiert Wolfgang Zinggl von der Liste Jetzt, der seit Langem eine Jahreskarte für alle Bundesmuseen fordert. Das nun präsentierte Ticket sei nur eine „Schnupperkarte“, die Einsteigern und Touristen zugutekomme. Aber Kulturinteressierte und Studenten, die mehrmals pro Jahr – und sei es nur für Kurzbesuche – in die staatlichen Museen möchten, blieben auf teure Einzeleintritte oder ein Sammelsurium von Jahreskarten angewiesen. „Ein Museumsbesuch sollte keine seltene Aufgabe sein“, stellt Wolfgang Zinggl fest. Auch Ex-Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) sieht in der neuen Jahreskarte „mehr ein Angebot für Touristinnen und Touristen als für die Österreicherinnen und Österreicher“.
Anders Sepp Schellhorn (Neos): Die „BundesMuseumsCard“sei zu begrüßen, da sie ein zusätzliches Angebot schaffe. Allerdings beharrt er auf seinem Vorschlag, dass die Käufer von Jahreskarten eines Museums automatisch die neue Karte dazubekämen, also je einen Eintritt in die anderen sieben Institutionen.