Wenn Superreiche heiraten
Mukesh Ambani ist Indiens reichster Mann. Seine Tochter Isha heiratet nun Milliardär Anand Piramal. Die Party dauert eine Woche lang. Die Familie lässt sich dabei nicht lumpen.
Wenn Indiens Superreiche ihre Kinder untereinander verheiraten, verfolgt die 1,3 Milliarden Einwohner zählende Nation jede Einzelheit gebannt. Morgen, Mittwoch, führt Indiens reichster Mann Mukesh Ambani – geschätztes Vermögen von 47 Milliarden US-Dollar – seine 27-jährige Tochter Isha zum „Saat Fere“, dem Hochzeitsfeuer, das Braut und Bräutigam sieben Mal umrunden müssen. Der Auserwählte der Braut ist vergleichsweise arm: Anand Piramal (33) stammt aus einer Familie von Grundstücksspekulanten. Mit einem Vermögen von 4,7 bis 5,7 Milliarden US-Dollar kommt er gerade mal auf ein Zehntel des zukünftigen Schwiegervaters.
Die Familie der Braut berappt traditionell Mitgift und Hochzeitskosten und mietete am Wochenende in der im 16. Jahrhundert erbauten Stadt Udaipur mehr als 1000 Luxuslimousinen an – und damit fast jedes verfügbare Oberklassengefährt. Udaipurs Fünf-Sterne-Hotels waren seit Monaten für die Party reserviert. Der sonst ruhige Flughafen mit täglich neun Starts und Landungen musste plötzlich Parkmöglichkeiten für 40 bis 50 gecharterte Jets finden, mit denen die Ambanis ihre Gäste einflogen. Bei diesem „Vor-Hochzeitsfest“mit 5100 Gästen in Udaipur durfte auch FilmStar Priyanka Chopra nicht fehlen, die kürzlich bei der eigenen Vermählung mit dem US-Sänger Nick Jonas eine über 20 Meter lange Schleppe hinter sich herzog.
Am Montag berichteten Indiens Medien über jedes Detail der Luxuskleider der weiblichen Gäste des Vor-Hochzeitsempfangs in Udaipur. Zu den Ehrengästen zählten neben Vertretern der neofaschistischen „Shiv Sena“-Partei auch die gescheiterte US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und der Stahlbaron Lakshmi Mittal, dem der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal gehört und der sich am liebsten auch Thyssen-Krupp einverleibt hätte. Popstar Beyoncé unterhielt die Gäste mit ihren Songs.
Die Ambanis hatten bereits im September etwa 600 Gäste zur exklusiven Verlobung am Comer See in Italien geladen. Für die tatsächliche Hochzeitsfeier am Mittwoch sind 800 ausgewählte Gäste in den Ambani-Familiensitz Antilia in der Wirtschaftsmetropole Mumbai geladen. Der 27-stöckige Luxusturm, benannt nach einer sagenumwobenen, untergegangenen Insel, gilt mit knapp zwei Milliarden US-Dollar Baukosten als das teuerste Gebäude der Welt.
Neben sechs Parkhaus-Stockwerken, die für den Ambani-Fuhrpark samt Maybach, Rolls-Royce und einer Bus-Sonderanfertigung reserviert sind, bietet der Bau ein Heimkino und ein „Schneezimmer“zum Abkühlen. Schon die Aussicht ist schweißtreibend: Der Blick schweift über das Arabische Meer und Mumbais ausgedehnte Elendsviertel. Vorsichtshalber halten die Ambanis die Kosten der Luxussause für Tochter Isha unter Verschluss. Deshalb rätselt Indien vor allem über die Frage, ob Mukesh Ambani sich ausnahmsweise mit dem dritten Platz zufriedengibt. Stahlbaron Mittal, der sich die Hochzeit seiner Tochter samt Feier im französischen Schloss von Versailles 55 Millionen US-Dollar kosten ließ, liegt auf Platz zwei. Die Spitze der öffentlichen Prunksucht hält der Bergwerkstycoon und Politiker Janardhana Reddy aus dem Bundesstaat Karnataka. Die Hochzeit seiner Tochter Brahmani kostete 74 Millionen Dollar.