Salzburger Nachrichten

Als die Austrianer dem Puck nachjagten

- Joachim Glaser

Dass gestandene Fußballspi­eler mit Erstliga-Erfahrung auch im Eishockey auf Punktejagd gehen, ist heute undenkbar. Geschehen ist es aber in Salzburg vor über einem halben Jahrhunder­t. Harry Westreiche­r, der später als Schiedsric­hter über 1000 Spiele leitete, hatte einen Freundeskr­eis um sich versammelt, der Freude am Eishockey fand – man nannte sich „Salt Lake Flyers“und spielte auf dem meist zu dünnen Eis des Salzachsee­s. Aber man wollte mehr, wollte um Punkte spielen, also erfolgte ein Jahr später, 1963, unter dem Dach des ASV die Gründung einer Sektion. Damit gab es ein bisschen Förderung und Trainingsz­eiten auf der Kunsteisba­hn – wenn auch meist erst nach 22 Uhr.

Weil die Eishockey-Idealisten auch bei der Austria kickten, wurden sie dort auf der Suche nach Verstärkun­gen auch fündig. Und so fanden viele Spieler der im Sommer aus der Nationalli­ga abgestiege­nen Austria Gefallen an der Jagd nach dem Puck, die Grundbegri­ffe brachte ihnen Horst „Jimmy“Gumpold bei, der stets aus Zell am See anreiste. Am 12. Dezember 1963, also vor 55 Jahren, trat der ASV zu seinem ersten Spiel an und erreichte im Volksgarte­n gegen den EV Gmunden ein 5:5-Unentschie­den. Die Fußballer aus Lehen überrascht­en positiv, Karlstätte­r schoss vier Tore, einen Treffer erzielte der Lehener Edeltechni­ker Hirscher. Beim Rückspiel in Gmunden und dann in Berchtesga­den schoss Hirscher weitere vier Tore.

Hugo Stadler, Edi Grumbach und Hans Gegenhuber waren weitere Stützen auf dem Eis.

„Wir waren mit großer Begeisteru­ng dabei, zuerst trainierte­n wir in Lehen und wenn wir fertig waren, ging es in den Volksgarte­n auf die Kunsteisba­hn“, so Gegenhuber. Nach vier Freundscha­ftsspielen begann für den ASV die Landesliga, in der Bad Hofgastein sowie die zweiten Mannschaft­en des SEV und von Zell am See die Gegner waren. Die Liga war von dem im Sommer gegründete­n Salzburger Eishockey-Verband installier­t worden. Das Team des ASV, dem auch die Initiatore­n Westreiche­r und Peter Werhahn (als Torhüter) angehörten, tat sich schwer, es gab einige Niederlage­n und am Ende den letzten Platz. Danach wurde es ruhig um den ASV, die AustriaKic­ker mussten ihre Ausflüge aufs Eis auf Geheiß des obersten Austria-Bosses beenden: „Eishockey ist zu gefährlich, wir wollen im Frühjahr wieder aufsteigen“, sagte Karl Sachs. Daraus wurde nichts, mit sieben Punkten Rückstand auf Wacker Innsbruck gab es nur Platz zwei.

 ?? BILD: SN/ARCHIV ?? Die Mannschaft des ASV: stehend: Gründer Harry Westreiche­r (2. v. l.), Josef Karlstätte­r (3. v. l.), Hans Gegenhuber (4. v. l.); kniend: Roland Hirscher (2. v. l.), Peter Wehrhan (4. v. l.), Hans Klopf (5. v. l.).
BILD: SN/ARCHIV Die Mannschaft des ASV: stehend: Gründer Harry Westreiche­r (2. v. l.), Josef Karlstätte­r (3. v. l.), Hans Gegenhuber (4. v. l.); kniend: Roland Hirscher (2. v. l.), Peter Wehrhan (4. v. l.), Hans Klopf (5. v. l.).

Newspapers in German

Newspapers from Austria