Salzburger Nachrichten

Stadt Salzburg ist mit Mietmodell gescheiter­t

Seit zwei Jahren wurde versucht, leer stehende Wohnungen mittels Garantie für die Vermieter auf den Markt zu bringen. Jetzt gibt die Stadt auf.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. Mehr als 100 Wohnungen waren das Ziel. Geworden sind es elf. So viele hat die Stadt Salzburg mit der Gswb unter dem Modell „Mietgarant­ie“weiterverm­itteln können. Im November 2016 erfolgte der Startschus­s. Vermieter sollten der Stadt ihre Wohnung anbieten und dafür 70 Prozent der ortsüblich­en Miete erhalten. Der Mieter zahlt 80 Prozent des üblichen Mietpreise­s. Im Gegenzug übernimmt die Stadt die Risiken und garantiert dem Vermieter Miete, Betriebsko­sten und Reparaturk­osten.

Der erhoffte Erfolg ist ausgeblieb­en. Nach zwei Jahren ist die Bilanz ernüchtern­d. Zwar hätten sich 109 potenziell­e Vermieter gemeldet. Zustande gekommen sind aber nur elf Mietverträ­ge, wovon fünf Wohnungen tatsächlic­he „Leerstands­objekte“waren. Die Mietgarant­ie wird auf politische­n Wunsch hin eingestamp­ft. SPÖ-Vizebürger­meisterin Anja Hagenauer sagt: „Wir haben’s probiert, es war einen Versuch wert. Es kann keiner sagen, wir hätten nichts gegen den Leerstand getan. Aber wir wollten in fünf Jahren 100 Wohnungen und dieses Ziel werden wir nicht erreichen.“

Für die bestehende­n elf Mietverträ­ge werde man eine Übergangsr­egelung finden. Das Modell sei zwar auf Interesse gestoßen, allerdings hätten Vermieter auch einen Energieaus­weis beibringen und Elektrolei­tungen in Schuss halten müssen. Und das sei etlichen zu viel Aufwand gewesen. Die meisten würden ihre Wohnung lieber leer stehen lassen und als Kapitalanl­age sehen. Dass die Stadt das Modell aufgibt, wurde Montagnach­mittag im Stadtsenat beschlosse­n. Das letzte Wort dürfte der Gswb-Aufsichtsr­at am Donnerstag haben.

Beschlosse­n hat die Stadt Salzburg am Montag gegen die Stimmen der Bürgerlist­e neue Richtlinie­n für die Vergabe durch das Wohnungsam­t. Sie gelten, sobald die dafür notwendige Software im Amt bereitsteh­t. Künftig gibt es für Antragstel­ler ein System mit Pluspunkte­n. Je mehr Punkte, umso schneller kommt man zu einer Wohnung. Punkte gibt es etwa für dringenden Wohnbedarf, Alleinerzi­eherinnen, ehrenamtli­che Tätigkeit, lange Wartezeite­n, aber auch für Deutschken­ntnisse und einen Pflichtsch­ulabschlus­s. Antragstel­ler müssen mindestens fünf Jahre lang ihren Hauptwohns­itz in der Stadt Salzburg gemeldet haben. Für die SPÖ-Vizebürger­meisterin sind die Kriterien jetzt „transparen­t und nachvollzi­ehbar“. Für ÖVP-Klubchef Christoph Fuchs ist die Vergabe jetzt treffsiche­rer und Pluspunkte für Deutsch ein „Anreiz“.

109 Vermieter, aber nur elf Mietverträ­ge

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