Eine Stimme für 82.000 Gefährdete
Immer mehr Salzburger sind von Armut betroffen. Ein neuer Verein hilft.
82.000 Personen sind in Salzburg armutsgefährdet. Das geht aus einer Studie der Caritas hervor. Am häufigsten seien Pensionisten oder alleinerziehende Frauen von Armut betroffen, sagt Elisabeth Kocher, die neue Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz. „Aber diese Gruppe wird immer größer. Auch eine Studienabsolventin, die sich von einem prekären Arbeitsverhältnis zum nächsten kämpft, kann in der Situation sein, dass sie mit ihrem Einkommen nicht mehr auskommt. Die Armut hat längst die Mittelschicht erreicht.“
Die 33-jährige Soziologin Elisabeth Kocher ist die neue Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz. 29 Organisationen, darunter die Caritas, das Diakoniewerk, die Arbeiterkammer, die Schuldenberatung oder der Verein Neustart, haben die Armutskonferenz auf neue Beine gestellt: Die Mitglieder des seit 20 Jahren in Salzburg bestehenden Netzwerkes schlossen sich zu einem Ver- ein zusammen, um sich in Zukunft noch stärker für von Armut bedrohte Menschen einzusetzen. Elisabeth Kocher folgt als Leiterin dem bisherigen Sprecher Robert Buggler nach. Die gebürtige Radstädterin beschäftigte sich bisher wissenschaftlich mit dem Thema Armut. Sie forschte auch daran, wie man Menschen dabei unterstützen kann, wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Die Neuorganisation der Armutskonferenz soll dabei helfen, den armutsgefährdeten Menschen eine stärkere Stimme zu verleihen. Das sei auch deshalb wichtig, weil sich in der jüngsten Zeit viele gesetzliche Neuerungen gegen diese Gruppe richten würden, sagt Kocher. So kritisiert sie die Kürzung der Mindestsicherung scharf: „Die Kosten der Mindestsicherung belaufen sich auf zwei Prozent der Gesamtausgaben des Landes. Änderungen in diesem Bereich haben für das Budget nur verhältnismäßig geringe Auswirkungen. Für die Betroffenen können die Kürzungen aber existenziell sein.“
„Die Armut ist in der Mittelschicht angekommen.“