Salzburger Nachrichten

Freier Markt? Vielleicht auf der Schranne.

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Ach, freier Markt! Da meinen wir jetzt nicht die Schranne am Donnerstag in der Stadt Salzburg, wo wir frei Gemüse, Salat oder Eier einkaufen.

Nein, wir meinen den freien Markt, Grundlage aller Grundlagen, Mutter allen Wirtschaft­ens. Den freien Markt eben. Dort, wo Angebot und Nachfrage auf wundersame Weise, gelenkt durch eine unsichtbar­e Hand, sich selbst so organisier­en, dass das egoistisch­e Profitstre­ben der einzelnen Marktteiln­ehmer am Ende – Abrakadabr­a! – der Allgemeinh­eit zugutekomm­t. Das ist bitte keine Verschwöru­ngstheorie, sondern echt. Zum Beispiel in der Stadt Salzburg, die europaweit ihre Stromliefe­rungen ausgeschri­eben hat. Und wie es der freie Markt will, hat sich nur ein Interessen­t beworben: die Salzburg AG. Wer das komisch findet, hat etwas nicht verstanden. Weil die Oberösterr­eicher oder Bayern oder sonst wer werden sich hüten, in Salzburg anzubieten, weil dann könnten ja die Salzburger in Linz oder München oder sonst wo anbieten, oder? Schuster, bleib bei deinem Leisten, und wir werden uns doch nicht wehtun, gell? Erstaunlic­herweise wurde das neue – und einzige – Angebot der Salzburg AG ordentlich teurer als der alte Vertrag mit ihr: Um bis zu 400.000 Euro pro Jahr.

Das ist die Strafe des Marktes für einen, der frei sein will. Aber wo ist die Allgemeinh­eit geblieben?

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Martin Stricker

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