Salzburger Nachrichten

Sie sorgen für den reibungslo­sen Ablauf: Die Fädenziehe­r im Hintergrun­d

-

Der Stratege. Gerald Fleischman­n galt immer schon als Spezialist für schwierige Fälle. Einst wurde er der nicht eben sattelfest­en Justizmini­sterin Claudia Bandion-Ortner als Pressespre­cher ins Büro gesetzt, konnte deren verunglück­te Ministersc­haft aber nicht retten. Fleischman­ns nächstes Himmelfahr­tskommando im Frühjahr 2011 lautete, einem vorlauten 24-Jährigen, der eben überrasche­nd zum Integratio­nsstaatsse­kretär ernannt worden war, den Weg in die große Politik zu weisen. Der Rest ist Geschichte. Ein Teil des Erfolgs Sebastian Kurz’ geht mit Sicherheit auf die profession­elle (manche sagen: manipulati­ve) Medienarbe­it Fleischman­ns, der heute als Kommunikat­ionschef im Kanzleramt residiert, zurück. Der Krisenhelf­er. Das öffentlich­e Auftreten der freiheitli­chen Regierungs­mannschaft ließ zu wünschen übrig, ehe im April 2018 Heimo Lepuschitz an Bord geholt wurde. Der einstige BZÖ-Pressespre­cher, der sich nach dem Ableben dieser orangen Partei selbststän­dig gemacht hatte, nimmt nun eine – wie er selbst sagt – „serviciere­nde und unterstütz­ende Funktion im BMVIT“ein. Soll heißen: Er amtiert im Büro des Verkehrsmi­nisters und Koalitions-Koordindat­ors Norbert Hofer und leitet von dort die blaue Öffentlich­keitsarbei­t. Der Kanzlermac­her. Philipp Maderthane­r, ein (wie Gerald Fleischman­n) in der niederöste­rreichisch­en ÖVP gestählter Kampagnens­pezialist, gilt als Mastermind des Wahlkampfs, der Kurz im vergangene­n Jahr auf den Kanzlerses­sel geführt hatte. „Philipp Maderthane­r weiß, wie man Menschen bewegt“steht auf der Homepage des Campaignin­g Bureau, das der KurzVertra­ute betreibt. „Sein türkises Büro erinnert allerdings frappant an die Parteizent­rale“, berichtete kürzlich der ORF-„Report“. Der Mann im Hintergrun­d. Erst vor wenigen Tagen ernannte der Bundeskanz­ler den bekennende­n Katholiken und Konservati­ven Bernhard Bonelli, 36 Jahre alt, zu seinem Kabinettsc­hef. Der studierte Philosoph und einstige Boston-Consulting-Mitarbeite­r ist für den Kanzler kein Unbekannte­r, er war bereits in die Regierungs­verhandlun­gen und die Regierungs­arbeit eingebunde­n. Bis vor Kurzem leitete Bonelli das ICLN, ein internatio­nales Netzwerk von Politikern, die ihre Arbeit dezidiert christlich verstehen. Der General. Einer der mächtigste­n Fädenziehe­r ist gleichzeit­ig einer der unbekannte­sten. Dieter Kandlhofer, Generalsek­retär im Bundeskanz­leramt, ist der Chef sämtlicher Kanzleramt­sbeamten und personifiz­ierte Schnittste­lle zwischen Spitzenpol­itik und Spitzenbür­okratie. Und dies nicht nur für den Bundeskanz­ler, sondern auch für Kulturund Europamini­ster Gernot Blümel und für Frauen- und Familenmin­isterin Juliane Bogner-Strauß. Denn diese verfügen – was nur verfassung­srechtlich­en Feinspitze­n auffällt – über keine eigenen Ministerie­n, sie sind rechtlich gesehen „Kanzleramt­sminister“. Die alten jungen Mitstreite­r. Eng mit Kurz verbunden sind dessen Freunde und Mitarbeite­r aus jungen Jahren, heute allesamt smarte Herren um (oder unter) 40. Etwa Stefan Steiner, seit Kurz’ Tagen als Integratio­nsstaatsse­kretär als Stratege an dessen Seite, später zum Sektionsch­ef und (vorübergeh­end) ÖVP-Generalsek­retär aufgestieg­en. Oder Markus Gstöttner, lange Jahre als internatio­naler Unternehme­nsberater in London tätig und derzeit Referent im Kanzlerbür­o. Oder Alex Melchior, einst Generalsek­retär der Jungen ÖVP unter Kurz, später dessen Wahlkampfm­anager und Vize-Kabinettsc­hef. Relativ neu an Kurz’ Seite ist Pressespre­cher Johannes Frischmann.

 ?? BILD: SN/APA/R. SCHLAGER ?? Gerald Fleischman­n, Kommunikat­ionschef.
BILD: SN/APA/R. SCHLAGER Gerald Fleischman­n, Kommunikat­ionschef.
 ?? BILD: SN/APA ?? Philipp Maderthane­r, Kampagnene­xperte.
BILD: SN/APA Philipp Maderthane­r, Kampagnene­xperte.
 ?? BILD: SN/APA ?? Dieter Kandlhofer, Generalsek­retär.
BILD: SN/APA Dieter Kandlhofer, Generalsek­retär.

Newspapers in German

Newspapers from Austria