Adventevent, wo alles brennt
Über den Zusammenhang von Ewigkeit und Krankheit.
Die Band Europe ist zu Recht in Vergessenheit geraten. Aber sie hatte leider einen großen Hit. Der heißt „The Final Countdown“. Das Lied wird auf Partys immer noch gern aufgelegt, wenn der Rausch heftig um sich greift. Darum braucht es keinen zu überraschen, dass dieser Song auch auf einem Adventmarkt die Glühweinparty beschallt. Aufs erste Hören mag das ungewohnt sein. Menschen sind Gewohnheitstiere. Das sieht man auch bei Neujahrsvorsätzen. Die ändern sich auch nur durch technologischen Fortschritt. Früher wollte man weniger fernsehen, heute weniger am Handy hängen. Nur das mit dem RauchenAufhören und dem Weniger-Trinken ist immer gleich. Und alle Jahre wieder dröhnt auch die ewig gleiche Weihnachtssong-Playlist. Alles wie Last Christmas und im Jahr davor. Da kann man mit einer Textzeile von Europe anklagend fragen: „Will things ever be the same again?“Eine Erweiterung des Repertoires der Weihnachtslieder schadet nicht. Je näher es auf Weihnachten zugeht, desto passender klingt Europe. It’s the Final Countdown bis zur stillsten Nacht. Herunterzählen bis zum Showdown. Wie beim Adventkalender. Da wird man jeden Tag beschenkt – um dann am Ende noch die wirklichen Geschenke unter dem Baum abzuräumen. Und darum sind alle draußen und gehen und suchen und shoppen, damit sie unter dem Weihnachtsbaum ein für alle Seiten befriedigendes Ergebnis herstellen können. Es geht ja um Frieden und Seelenheil. Dazwischen müssen Christstollen gebacken und Karten verziert werden. Alles wird beschleunigt, auch das Geschwätz darüber, wie wichtig oder gesund es wäre, zu entschleunigen. Während die Kekse im Ofen liegen, ist aber eh genug Zeit, sich während des OnlineShoppings flott im Netz ein paar Listen mit Tipps zur Stressbewältigung anzuschauen. Dafür war noch keine Zeit, weil rundherum alle krank sind. Dafür bekam ich das E-Mail einer lieben Leserin zu sehen, die einen höchst tröstlichen Ansatz bot. Da stand: „Ich bin der Meinung, wenn man Krankheiten keine Beachtung schenkt, sind sie beleidigt und verlassen einen auf schnellstem Wege.“So kann man nicht nur Halsweh und Schnupfen begegnen, sondern auch dem Lichterüberfluss und dem Klangmüll auf den sich metastasenartig ausbreitenden Adventevents.