Das Kriminalrätsel um Friedrich F. bleibt ungelöst
Auch für langgediente steirische Polizeibeamte ist diese Causa ein absolutes Neuland: ein mutmaßlicher Doppelmörder, der wie vom Erdboden verschluckt ist. Am 29. Oktober eskalierte in der kleinen Gemeinde Stiwoll nordwestlich von Graz ein seit Jahren schwelender Nachbarschaftsstreit: Friedrich F. , zu diesem Zeitpunkt 66 Jahre alt, schoss mit einem Gewehr nach einem Treffen an der Grundstücksgrenze auf seine Nachbarn. Ein Mann und eine Frau brachen tödlich verletzt zusammen, eine dritte Person wurde schwer verletzt. Der Täter flüchtet mit einem Kleinbus, der ein Tag später in einem Waldstück gefunden wird.
„Von da weg verlieren sich alle Spuren von Friedrich F.“, sagt Polizeisprecher Jürgen Haas. Es gebe bis heute keinen Beweis, dass der Flüchtende noch am Leben sei beziehungsweise dass er Suizid begangen habe. Dies ist umso erstaunlicher, haben doch die Behörden monatelang intensiv und unter Ausschöpfung aller nur erdenklichen Mittel nach dem Steirer gefahndet. Bei der mehr als 3,5 Millionen Euro teuren Suche kamen unter anderem Drohnen, gepanzerte Fahrzeuge, Polizeihubschrauber, Suchhundestaffeln, Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräte zum Einsatz. Diese Generalmobilmachung hinterließ freilich auch in der 720-Einwohner-Gemeinde Spuren. Wochenlang befand sich Stiwoll in einer Art Ausnahmezustand, die massive Präsenz der Sicherheitskräfte sowie die Angst vor einer Rückkehr von F. bewog viele Einwohner dazu, nicht aus dem Haus zu gehen. Mittlerweile habe sich das Leben in Stiwoll normalisiert, der Ort sehne sich nach Ruhe, betont der ÖVP-Bürgermeister Alfred Brettenthaler.
Friedrich F. hat indes auch international traurige Berühmtheit erlangt. Der Steirer findet sich auf der „Europe’s Most Wanted“Liste der Europol wieder. „Vorsicht: Friedrich F. könnte bewaffnet sein!“steht da zu lesen. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Flüchtigen führen, hat das Landeskriminalamt Steiermark eine Belohnung in der Höhe von 5000 Euro ausgesetzt. Für einen weiteren Österreicher auf der Liste, Tibor Foco, sind vom Bundeskriminalamt übrigens 20.000 ausgelobt. Ob das steirische Kriminalrätsel je gelöst werden kann, ist derzeit fraglich. „Die Fahndung läuft jedenfalls weiter“, sagt Jürgen Haas.