Ein Statist der Statistik
ICHweiß nicht genau, woran es liegt, aber ich habe eine Schwäche für Statistiken. Zugegeben, es ist völlig egal, ob man weiß, wie viele Kühe im 17. Wiener Gemeindebezirk leben. Und es ist auch mit keinerlei Nutzen verbunden, die Zahl der im Jahre 2011 in Mariapfarr geborenen Kevins zu kennen. Aber mich interessiert es.
Es muss mit der Faszination der großen und kleinen Zahl zu tun haben, dass ich über die Menge der deutschen Eichen, die seit Antritt der neuen Regierung als Christbäume genutzt werden, ebenso Bescheid wissen will wie über die immer kürzer werdende Halbwertszeit von SPÖ-Vorsitzenden.
Besonders spannend finde ich Statistiken, die sich ums Essen und Trinken drehen. Neulich habe ich gelesen, dass im Vorjahr 1,95 Millionen Hektoliter Wein in Österreich produziert wurden. 1,95 Millionen Hektoliter, das sind sage und trinke 1,56 Milliarden Achteln. Und da musste dann sogar noch Wein importiert werden! – Des Weiteren war der Statistik zu entnehmen, dass die Österreicher jährlich 101,3 Liter Bier trinken, und das pro Kopf (No na, pro was sonst?). Jetzt wird jeder Abstinenzler fragen: Wer hat meine 202 Krügel Bier und das eine Seidel getrunken? Ich frage das nicht. Ich sehe es statistisch.
Das kann man im Übrigen auch mit sich selbst tun. Oft, wenn ich mir morgens mit dem Rasierer im Gesicht herumfahre, bedaure ich, dass keine Statistik über meine Rasierzeit geführt wird. Ich schätze, dass ich fürs Rasieren pro Jahr 1459,30 Minuten aufwende, das sind 24 Stunden und ein paar zerquetschte. Pro Kopf, versteht sich, denn die Beine rasiere ich mir ja nicht.
Als ich klein war und noch wachsen musste, führte ich eine Zwetschkenknödel-Statistik und legte zu diesem Zweck beim Essen die Zwetschkenkerne an den Tellerrand. Marillenknödel-Statistik konnte ich keine führen, da meine Oma an die Stelle des Marillenkerns immer ein Stück Würfelzucker gab.
Solche Selbst-Statistisierungen (oder wie man das nennt) sind offensichtlich weitverbreitet. Denn mein Mobiltelefon, das ein durchaus gängiges Modell ist, sagt mir jeden Abend ungefragt und aufs Trippelschrittchen genau, wie weit ich heute gegangen bin, und die erstiegenen Stiegen dazu.
Mein Handy hat auch Äääpps, die mir sagen, wie viele Höhenmeter ich heute überwunden habe (das ist besonders bei Wanderungen im burgenländischen Seewinkel wichtig) und wie viele Kilometer ich mit dem Rad gefahren bin.
Ob es auch einmal Rasierapparate geben wird, die nach der Rasur die durchschnittliche Zahl der durchschnittenen Barthaare anzeigen? Oder eine Statistik über die Zahl der Selbst-Statisten in Österreich?