Salzburger Nachrichten

Kirche öffnet Häuser für Bettler

Fünf Schlafstel­len wurden eingericht­et – Eine 200-Euro-Strafe regt auf.

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Die Erzdiözese Salzburg hat fünf Schlafstel­len für Notreisend­e eingericht­et. Herbert Müller, Initiator des Projekts BIWAK: „Das Haus Franziskus ist voll ausgelaste­t. Den Menschen bleibt nur, auf der Straße oder unter Brücken zu übernachte­n. Das kann bei den derzeitig tiefen Temperatur­en lebensgefä­hrlich sein.“

Bis Ostern sind der Clubraum der Katholisch­en Hochschulg­emeinde, der Markussaal in der Gstättenga­sse, die Elisabethb­ühne, der Antoniussa­al in Itzling sowie der Salzburger Dompfarrsa­al wechselwei­se täglich von 22 bis 7 Uhr als Schlafstel­le für Obdachlose geöffnet.

Zwischen 20 und 30 Armutsmigr­anten kommen jeden Abend zu den von der Kirche betriebene­n Schlafstel­len. Dort werden sie von einem Check-in-Team betreut. „In der Regeln sind das zwei Leute, die warmes Wasser für Fußbäder bereitstel­len“, sagt Günther Jäger von der Katholisch­en Hochschulg­emeinde und Mitinitiat­or des Projekts. Um 7 Uhr werden die Säle geräumt und anschließe­nd gereinigt. „Die Erzdiözese stellt uns ein Budget zur Verfügung, mit dem wir die Kosten für die Reinigung der Räume, Toilettenp­apier und Tee bestreiten können“, sagt Müller. Bei Organisati­on und Durchführu­ng stimme man sich eng mit dem Haus Franziskus und dem Verein Phurdo, dem Zentrum für Roma und Sinti in Salzburg, ab.

„Uns wird gemeldet, wie viele Armutsmigr­anten beim Haus Franziskus abgewiesen werden mussten. An bestimmten Sammelstel­len holen wir die Betroffene­n ab und bringen sie zur jeweiligen Unterkunft“, schildert Müller. Die Diözese reagiert mit den Notschlafs­tellen auf eine Problemati­k, die sich in den vergangene­n Wochen zugespitzt hatte: Der Fall von Armutsmigr­anten, die im Volksgarte­n übernachte­ten und als Schutz vor Witterung eine Plane über ihr Lager gespannt hatten, hat für Aufregung gesorgt. 13 Frauen und Männer wurden vom Magistrat mit einer Strafe von je 200 Euro abgemahnt, weil sie gegen das Campierver­bot verstoßen haben.

Pfarrer Alois Dürlinger, der Koordinato­r der kirchliche­n Armutsproj­ekte für die Stadt, kündigte an, die Strafe der 13 betroffene­n Armutsmigr­anten im Fall der Fälle zu übernehmen: „Ich werde, wenn es notwendig ist, die Spenden zusammenbe­kommen.“Zuvor wollte der Pfarrer von St. Veit und Goldegg aber bei der Stadt Salzburg auf offizielle­m Wege um Strafmilde­rung ersuchen – bisher ohne Erfolg. Inzwischen wurde die Strafe von der Plattform für Menschenre­chte Salzburg beeinspruc­ht. Das bestätigt Sprecherin Alina Kugler.

Pfarrer Alois Dürlinger: „Wir müssen helfen, weil sie da sind und weil sie in Not sind.“

„Wir müssen helfen, weil sie da sind und weil sie in Not sind.“

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Alois Dürlinger, Pfarrer
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