Salzburger Nachrichten

Lob und Tadel für die Afrika-Politik der Regierung

NGOs begrüßen zwar das Europa-Afrika-Forum in Wien. Wirtschaft­liche Initiative­n allein würden aber nicht reichen.

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Fünf konkrete Projekte wird Celine Fabrequett­e heute, Dienstag, beim Europa-Afrika-Forum in Wien vorstellen. Im Idealfall fänden sich Investoren dafür, hofft die Projektlei­terin des Vereins „African Diaspora Youth Forum in Europe“, einer Plattform für afrikanisc­he Junguntern­ehmer auf beiden Kontinente­n. Veranstalt­ungen wie das Forum in Wien sind aus Fabrequett­es Sicht eine gute Gelegenhei­t, Regierunge­n an ihre Verspreche­n zu mehr Investitio­nen zu erinnern. Sie öffneten aber auch Gelegenhei­t, um Unternehme­r miteinande­r ins Gespräch zu bringen. „Die österreich­ische EU-Ratspräsid­entschaft hat da gute Arbeit geleistet“, sagt sie. In Wien könnten Unternehme­n ihre Wirtschaft­smodelle bewerben und hätten Zeit, sich mit anderen Unternehme­n auszutausc­hen und sich Partner für ihre Projekte zu suchen.

Lob für die Veranstalt­ung, bei der die Regierung bewusst nicht das Thema Migration in den Mittelpunk­t stellen will, kam am Eröffnungs­tag auch vom Dachverban­d der entwicklun­gspolitisc­hen NGOs in Österreich, Globale Verantwort­ung. „Wir freuen uns sehr, dass die Regierung eine Initiative gesetzt hat“, sagte Geschäftsf­ührerin Annelies Vilim am Montag. Der Verband sei aber auch der Meinung, es brauche zusätzlich politische Maßnahmen. „Private Investoren sorgen nicht zwingend für eine nachhaltig­e Entwicklun­g“, gibt Vilim zu bedenken, dass manche Aufgaben bewusst vom Staat in Zusammenar­beit mit der Zivilgesel­lschaft geleistet werden sollten. Wasservers­orgung, Gesundheit­swesen und Bildungswe­sen zählten etwa dazu.

Damit es in Afrika zu einer nachhaltig­en Entwicklun­g kommt, müsse auch in die Förderung von Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit sowie in Soziales investiert werden, sagte Christoph Schweifer, Generalsek­retär für Internatio­nale Programme bei der Caritas Österreich. Dass die Entwicklun­gszusammen­arbeit überflüssi­g wird, weil es immer mehr Initiative­n für private Investitio­nen in Afrika gibt, hält er für falsch. Denn während einige afrikanisc­he Länder wie Äthiopien enormes Wirtschaft­swachstum verzeichne­n, lebten in anderen noch immer große Teile der Bevölkerun­g in absoluter Armut. In solchen Situatione­n hälfen private Investitio­nen der Bevölkerun­g nicht. Denn: „Elementare Grundbedür­fnisse müssen gesichert sein, um am Markt teilzunehm­en“, sagt Schweifer.

Österreich muss daher in der Entwicklun­gszusammen­arbeit mehr Geld in die Hand nehmen, verlangt der Verband Globale Verantwort­ung. Schweifer erinnert die Regierung dabei an das Ziel, die Mittel für die Entwicklun­gszusammen­arbeit auf 0,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) aufzustock­en. Ein Ziel, auf das sich die Mitgliedsl­änder der Vereinten Nationen geeinigt haben und das auch im österreich­ischen Regierungs­programm festgeschr­ieben ist. 2017 lagen die Mittel bei 0,3 Prozent des BIP. Der Verband Globale Verantwort­ung fordert daher eine zusätzlich­e „Entwicklun­gsmilliard­e für Afrika“in der laufenden Legislatur­periode. Selbst bei dieser Aufstockun­g von jährlich 200 Millionen Euro würde Österreich bis 2030 noch immer unter dem 0,7-Prozent-Ziel bleiben.

Der NGO-Verband plädiert außerdem für den weiteren Ausbau des Auslandska­tastrophen­fonds und für fokussiert­e Programme zur Armutsbekä­mpfung in den Schwerpunk­tländern der österreich­ischen Entwicklun­gszusammen­arbeit wie in Uganda und Äthiopien.

„Private Investoren bringen nicht zwingend nachhaltig­e Entwicklun­g.“Annelies Vilim, Geschäftsf­ührerin Globale Verantwort­ung

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