Gefangen im goldenen Käfig?
Die Tochter des Herrschers von Dubai wollte vor ihrem autoritären Vater fliehen. Das war vor neun Monaten. Seither wurde sie nicht mehr gesehen.
DUBAI. „Ich möchte ein neues Leben beginnen, in dem ich nicht mehr zum Schweigen gebracht werde“, erklärt Latifa Bint Mohammed al Maktoum in einem Video die Gründe für ihre Flucht. Ihren Vater, den Herrscher des Emirats Dubai, beschreibt die 33-Jährige als „das Böse in Person“. Mohammed Bint Raschid al Maktoum sei „einfach nur widerlich“, habe „nichts Gutes an sich“, behauptet die Prinzessin von einem Mann, der sich seit Jahrzehnten als „toleranter Visionär“und „Brückenbauer“feiern lässt.
Als das Video am 11. März dieses Jahres an die Öffentlichkeit gelangte, war die Flucht der Prinzessin aus Dubai vermutlich schon gescheitert. Spezialeinheiten der Vereinigten Arabischen Emirate und Indiens hatten vor der Küste von Goa die Motoryacht „Nostromo“, auf der sich Latifa mit einer finnischen Freundin und dem ehemaligen französischen Geheimdienstagenten Hervé Jaubert befand, gestürmt und die junge Frau zurück nach Dubai gebracht.
Prinzessin Latifa wurde seither nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. „Ob sie noch am Leben ist, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden“, betont Jaubert in einer 60minütigen BBC-Dokumentation über „das Rätsel der verschwundenen Prinzessin“, die vergangene Woche ausgestrahlt wurde. Der Franzose hatte die spektakuläre Flucht von Latifa, die über Oman in den Indischen Ozean führte, federführend vorbereitet.
Latifa ist am Mittwoch vergangener Woche 33 Jahre alt geworden. Ihre Familie freue sich darauf, den Geburtstag mit ihr gemeinsam in „Ruhe und Frieden zu feiern“, heißt es in einer offiziellen Verlautbarung des Herrscherhauses, in der „mit größter Betrübnis“die Medienspekulationen über „Ihre Hoheit Sheika Latifa“angeprangert werden. Sie befinde sich „in Sicherheit“.
Warum die Tochter von Scheich Mohammed vor der Küste Indiens verhaftet und zurück in ihre Heimat verschleppt worden ist, wollte das Herrscherhaus nicht erklären. Auch eine Antwort auf die Frage, warum Latifa in den letzten neun Monaten nicht ein einziges Mal mit ihren Freunden kommunizieren durfte, stehe noch aus, mahnen die Anwälte der prominenten Prinzessin. Sie kommen in der BBC-Dokumentation zu der Annahme, dass Latifa „gegen ihren Willen“in einem der Paläste von Scheich Mohammed gefangen gehalten werde. Eine andere Schlussfolgerung lasse das Verhalten der Herrscherfamilie nicht zu.