Ob Hölle, Freispruch oder PapperlaPub: Alles ist denkbar
Von der Feinkosterei bis zur Knödelmanufaktur – die Namen neuer Lokale sind selten kreativ. Dabei gäbe es für Gastronomen so viele Schätze zu heben.
Österreichs Gastronomie hat Nachholbedarf. Zumindest was originelle Namen neuer Lokale betrifft. Die sind zumeist zum Gähnen. Derzeit stehen vor allem die Endungen „-ei“und „-manufaktur“hoch im Kurs. Schauen Sie sich um. Irgendwo ist sicher eine Greißlerei, Völlerei oder Knödel- oder Nudelmanufaktur in der Nähe. Das ist okay. Diese Retro-Namen signalisieren: Hier gibt es noch (oder wieder) Handarbeit. Dabei könnten sich Gastronomen mit frecheren Namen zusätzlich ihre sündteuren Werbeagenturen ersparen. Im ersten Wiener Bezirk eröffnete kürzlich etwa ein Lokal namens Feinkosterei. Bis zur Eröffnung des Lokals verdienten die Betreiber nur mit Catering ihr Geld. Sie verpflegten Fußballfans bei Heimspielen von Rapid Wien und Hochzeitsgäste sowieso. Auch das Kanzlerfest von Sebastian Kurz durften sie beliefern. Und genau da haben die Caterer ihre Chance vertan: Hätten sie ihr Lokal nicht Feinkosterei sondern Balkanroute genannt, dann wären die Betreiber zum Mekka heimischer Stammtischkultur geworden. Mit diesem Namen hätten sie nämlich den Werbe-Slogan verbreiten können, dass sie täglich ihre Balkanroute zum Ärger ihrer Gästeflut schließen. Kellner hätten als „Tellerschlepper“arbeiten können und die Stammtische würden in Asyltische umbenannt.
Und genau über diese Provokation ließe sich dann andernorts trefflich in anderen Bars diskutieren. Eines dieser Lokale wollen wir uns als DenkBar vorstellen. An den Wänden hängen ausnahmslos Bilder von großen Denkern. Die Weinkarte müsste freilich ergänzt werden. Edle Tropfen wie Dec Amarone aus dem Haus Boccaccio würden sich aufdrängen. Dazu gäbe es Kant-Wurst oder den Burger Francis McBacon. Aber in der DenkBar gibt es selbstredend auch Gerichte, die die Gaumen zum Singen bringen: etwa gedünstete Bach-Forellen an der Seite mit dem Besten vom Händel.
Das absolute Lieblingslokal der Teufelsküche ist und bleibt aber sowieso Auerbachs Keller. Diese Schenke wurde dank Goethes „Faust“weltberühmt. Und dennoch werden auch hier beste Chancen versemmelt. Da wird heute noch getafelt wie vor 100 Jahren. Die Teufelsküche aber wünscht sich in Auerbachs Keller künftig freches „Faust Food“. Also Gerichte wie „MacPhisto“oder „Fischfilet ohne Gretchen“.
Löblich wollen wir zum Schluss noch drei vorbildliche Lokale erwähnen. Und zwar das Salzburger Gasthaus Hölle gleich neben dem Friedhof, die Bar Freispruch gleich gegenüber vom Landgericht Mönchengladbach und das Krefelder Restaurant Non Olet, das sich in einem ehemaligen Toilettenhaus befindet.
Wer jetzt glaubt, die Teufelsküche hätte heute heiße Luft produziert, dem prosten wir fröhlich zu: aus dem Züricher PapperlaPub.