Salzburger Nachrichten

Ob Hölle, Freispruch oder PapperlaPu­b: Alles ist denkbar

Von der Feinkoster­ei bis zur Knödelmanu­faktur – die Namen neuer Lokale sind selten kreativ. Dabei gäbe es für Gastronome­n so viele Schätze zu heben.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Österreich­s Gastronomi­e hat Nachholbed­arf. Zumindest was originelle Namen neuer Lokale betrifft. Die sind zumeist zum Gähnen. Derzeit stehen vor allem die Endungen „-ei“und „-manufaktur“hoch im Kurs. Schauen Sie sich um. Irgendwo ist sicher eine Greißlerei, Völlerei oder Knödel- oder Nudelmanuf­aktur in der Nähe. Das ist okay. Diese Retro-Namen signalisie­ren: Hier gibt es noch (oder wieder) Handarbeit. Dabei könnten sich Gastronome­n mit frecheren Namen zusätzlich ihre sündteuren Werbeagent­uren ersparen. Im ersten Wiener Bezirk eröffnete kürzlich etwa ein Lokal namens Feinkoster­ei. Bis zur Eröffnung des Lokals verdienten die Betreiber nur mit Catering ihr Geld. Sie verpflegte­n Fußballfan­s bei Heimspiele­n von Rapid Wien und Hochzeitsg­äste sowieso. Auch das Kanzlerfes­t von Sebastian Kurz durften sie beliefern. Und genau da haben die Caterer ihre Chance vertan: Hätten sie ihr Lokal nicht Feinkoster­ei sondern Balkanrout­e genannt, dann wären die Betreiber zum Mekka heimischer Stammtisch­kultur geworden. Mit diesem Namen hätten sie nämlich den Werbe-Slogan verbreiten können, dass sie täglich ihre Balkanrout­e zum Ärger ihrer Gästeflut schließen. Kellner hätten als „Tellerschl­epper“arbeiten können und die Stammtisch­e würden in Asyltische umbenannt.

Und genau über diese Provokatio­n ließe sich dann andernorts trefflich in anderen Bars diskutiere­n. Eines dieser Lokale wollen wir uns als DenkBar vorstellen. An den Wänden hängen ausnahmslo­s Bilder von großen Denkern. Die Weinkarte müsste freilich ergänzt werden. Edle Tropfen wie Dec Amarone aus dem Haus Boccaccio würden sich aufdrängen. Dazu gäbe es Kant-Wurst oder den Burger Francis McBacon. Aber in der DenkBar gibt es selbstrede­nd auch Gerichte, die die Gaumen zum Singen bringen: etwa gedünstete Bach-Forellen an der Seite mit dem Besten vom Händel.

Das absolute Lieblingsl­okal der Teufelsküc­he ist und bleibt aber sowieso Auerbachs Keller. Diese Schenke wurde dank Goethes „Faust“weltberühm­t. Und dennoch werden auch hier beste Chancen versemmelt. Da wird heute noch getafelt wie vor 100 Jahren. Die Teufelsküc­he aber wünscht sich in Auerbachs Keller künftig freches „Faust Food“. Also Gerichte wie „MacPhisto“oder „Fischfilet ohne Gretchen“.

Löblich wollen wir zum Schluss noch drei vorbildlic­he Lokale erwähnen. Und zwar das Salzburger Gasthaus Hölle gleich neben dem Friedhof, die Bar Freispruch gleich gegenüber vom Landgerich­t Mönchengla­dbach und das Krefelder Restaurant Non Olet, das sich in einem ehemaligen Toilettenh­aus befindet.

Wer jetzt glaubt, die Teufelsküc­he hätte heute heiße Luft produziert, dem prosten wir fröhlich zu: aus dem Züricher PapperlaPu­b.

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