Der tödlichen Mikrobe auf die Spur kommen
Forscher können mittels Bluttests herausfinden, wer an Tuberkulose erkrankt und wer nicht.
WIEN. Tuberkulose bleibt nach wie vor eine große Bedrohung für die Menschheit: Mit jährlich über anderthalb Millionen Toten ist der Tuberkulose-Erreger, das Bakterium Mycobacterium tuberculosis, die tödlichste Mikrobe auf der Erde.
Obwohl einige Risikofaktoren wie zum Beispiel das Rauchen bekannt sind, ist noch weitgehend unklar, bei wem die Krankheit letztendlich ausbricht. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO mit Tuberkelbakterien infiziert. Auch in Österreich wurden im vergangenen Jahr knapp 570 Fälle gemeldet. 15 davon waren schwierig zu behandeln, weil die Keime multiresistent waren.
Obwohl so viele Menschen mit dem Tuberkulose-Erreger infiziert sind, bricht die Erkrankung nur bei zehn Prozent der Infizierten im Laufe ihres Lebens aus. Forscher vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin konnten zeigen, dass sich die Menge bestimmter im Blut zirkulierender Moleküle vor dem Ausbruch der Erkrankung verändert – und dies Monate, bevor eine klinische Diagnose möglich ist.
Mediziner könnten also eines Tages anhand eines Blutprofils vorhersagen, wer einmal an Tuberkulose erkranken wird – ein für die Behandlung der Erkrankung unschätzbarer Fortschritt. Von 100 Personen, die sich mit Tuberkelbakterien angesteckt haben, werden fünf im Lauf der folgenden zwei Jahre erkranken; weitere fünf werden erst im Laufe der folgenden Jahrzehnte die Krankheitszeichen einer Tuberkulose entwickeln. Die Übertragung erfolgt über mikroskopisch kleine Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder Sprechen ausgeschieden werden. Für eine Übertragung ist mehrstündiger Kontakt mit Infizierten in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen nötig. Ein kurzer Kontakt oder einer im Freien stellt kaum ein Risiko dar.
Für den Erfolg einer Tuberkulose-Behandlung ist es wichtig, die Erkrankung möglichst früh zu erkennen – entweder mithilfe einer molekularen Diagnose oder durch die Bestimmung der wichtigsten Risikofaktoren. Die Ergebnisse können in der Zukunft eine Grundlage für schnelle und preiswerte Voraussagen sein. Eine solche Prognose könnte bei Verdacht auf Tuberkulose in einem sehr frühen Stadium zum Einsatz kommen und eine Präventivtherapie vor der Erkrankung ermöglichen.