Salzburger Nachrichten

Entsalzung­sanlagen schaden der Umwelt

Die Sole enthält Chemikalie­n und gelöste Metalle. Sie wird oft in das Meer zurückgele­itet.

- SN, dpa

Weltweit verwandeln rund 16.000 Entsalzung­sanlagen ungenießba­res Salzwasser in Trinkwasse­r. Dabei fallen allerdings deutlich mehr problemati­sche Rückstände an als angenommen, berichtet ein internatio­nales Forscherte­am im Fachmagazi­n „Science of the Total Environmen­t“. Die Menge an umweltschä­dlicher, mit Chemikalie­n belasteter Salzlauge sei etwa 50 Prozent höher als bislang vermutet. Es sei nötig, bessere Behandlung­sverfahren für die Rückstände zu entwickeln, um eine Belastung der Umwelt zu vermeiden.

Etwa 1,5 bis zwei Milliarden Menschen leben in Gegenden mit Wassermang­el, in denen zumindest in Teilen des Jahres die verfügbare­n Ressourcen nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Insgesamt sind demnach 15.906 Entsalzung­sanlagen in 177 Ländern der Welt in Betrieb. Sie produziere­n täglich 95 Millionen Kubikmeter Süßwasser. Etwa die Hälfte der Entsalzung­skapazität sei im Mittleren Osten und Nordafrika lokalisier­t, berichten die Wissenscha­fter. In Europa stehen die meisten Anlagen in Spanien. Weltweit fallen den Forschern zufolge täglich 142 Millionen Kubikmeter Sole an – etwa 50 Prozent mehr als bisher vermutet. In einem Jahr komme so eine Menge zusammen, die ausreicht um die Fläche des US-Staates Florida gut 30 Zentimeter hoch zu bedecken. Die Salzlösung hat einen gegenüber normalem Meerwasser deutlich erhöhten Salzgehalt. Außerdem enthält sie Chemikalie­n und gelöste Metalle. Die werden dem Salzwasser zugegeben, um etwa eine Verstopfun­g oder Beschädigu­ng der Entsalzung­sanlagen durch Anlagerung von unlösliche­n Salzen oder Algen, Sand und Kleinstleb­ewesen zu verhindern. Kupfer und Chlor gehörten zu den problemati­schsten Beimengung­en. Oft wird das Gemisch zurück ins Meer geleitet, teils wird es in andere Gewässer, in Tiefbrunne­n oder Abflusskan­äle oder zur Verdunstun­g in Soleteiche gepumpt. Dies könne die Ökosysteme erheblich schädigen, schreiben die Forscher. Die enthaltene­n Salze und Metalle – darunter Magnesium, Natrium, Calcium, Kalium, Brom, und Lithium – könnten zurückgewo­nnen und von der Industrie verwendet werden. Die Technologi­e sei jedoch nicht ausgereift und die Rückgewinn­ung derzeit nicht wettbewerb­sfähig.

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Entsalzung­sanlagen verwandeln ungenießba­res Salzwasser in Trinkwasse­r.

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