Mit Schwein hat man nicht nur Schwein
Robert Menasses preisgekrönter Roman „Die Hauptstadt“wird für die Bühne adaptiert. Ob das eine gute Idee ist?
Bülent Özdil, die auch sonst mehrere, blitzschnell wechselnde Charaktere darstellen, karikieren sie fast peinlich. Dafür plädiert Prof. Alois Erhart (Marcus Marotte redet sich in Rage) für die Neugründung einer echten europäischen Hauptstadt auf dem Boden von Auschwitz. Der tatsächlich letzte Überlebende, David de Vriend, kommt nur als Schatten (und mit der Stimme von Julia Gschnitzer) vor.
Man merkt der Regie von Maya Fanke auf unterschiedlich gestaffelten Bühnenpodesten (Ausstattung: Martin Hickmann) an, wie sehr sie sich bemüht, Übersicht in den (ver)wirr(t)en Storys zu behalten. Denn auch eine Liebesund eine dubiose Kriminalgeschichte (mit Simon Jaritz und Harald Fröhlich als Protagonisten) sind noch irgendwie unterzubringen. Aber aus dem weitschweifigen, zu überladenen, auch zu viel wollenden Epos werden keine zwingenden bühnentauglichen Aktionen oder Bilder destilliert, sondern nur umständliche Schulfunk-Situationen hergestellt. Dazu passt, dass man eine Erzählerin aufbietet, die den Kitt zu liefern trachtet. Ulrike Arp muss man schon allein dafür bewundern, dass sie den ganzen Abend unter einem schwarzen Schweinskopf steckt.
Zum Showdown macht es dann noch – billiger Knalleffekt – ordentlich Peng! In einer U-Bahn-Station geht eine Bombe hoch und vernichtet akkurat alle, die drei Stunden lang so viel reden mussten. Für diese Sprechleistungen gab es am Donnerstag großen Premierenbeifall. Theater: