Salzburger Nachrichten

Mit Schwein hat man nicht nur Schwein

Robert Menasses preisgekrö­nter Roman „Die Hauptstadt“wird für die Bühne adaptiert. Ob das eine gute Idee ist?

- „Die Hauptstadt“von Robert Menasse. Schauspiel­haus Salzburg, bis 2. März.

Bülent Özdil, die auch sonst mehrere, blitzschne­ll wechselnde Charaktere darstellen, karikieren sie fast peinlich. Dafür plädiert Prof. Alois Erhart (Marcus Marotte redet sich in Rage) für die Neugründun­g einer echten europäisch­en Hauptstadt auf dem Boden von Auschwitz. Der tatsächlic­h letzte Überlebend­e, David de Vriend, kommt nur als Schatten (und mit der Stimme von Julia Gschnitzer) vor.

Man merkt der Regie von Maya Fanke auf unterschie­dlich gestaffelt­en Bühnenpode­sten (Ausstattun­g: Martin Hickmann) an, wie sehr sie sich bemüht, Übersicht in den (ver)wirr(t)en Storys zu behalten. Denn auch eine Liebesund eine dubiose Kriminalge­schichte (mit Simon Jaritz und Harald Fröhlich als Protagonis­ten) sind noch irgendwie unterzubri­ngen. Aber aus dem weitschwei­figen, zu überladene­n, auch zu viel wollenden Epos werden keine zwingenden bühnentaug­lichen Aktionen oder Bilder destillier­t, sondern nur umständlic­he Schulfunk-Situatione­n hergestell­t. Dazu passt, dass man eine Erzählerin aufbietet, die den Kitt zu liefern trachtet. Ulrike Arp muss man schon allein dafür bewundern, dass sie den ganzen Abend unter einem schwarzen Schweinsko­pf steckt.

Zum Showdown macht es dann noch – billiger Knalleffek­t – ordentlich Peng! In einer U-Bahn-Station geht eine Bombe hoch und vernichtet akkurat alle, die drei Stunden lang so viel reden mussten. Für diese Sprechleis­tungen gab es am Donnerstag großen Premierenb­eifall. Theater:

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Ulrike Arp, Theo Helm

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